Bank muss auch Plan für Ersatz der Staatshilfe vorlegen.
| Republik kassiert vorerst weiter Zinsen von acht Prozent.
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Wien. Die Erste Group muss sich weiter in Geduld üben. Seit Monaten ist die Wiener Großbank als erstes Geldinstitut des Landes darum bemüht, die vor zwei Jahren im Zuge der Krise erhaltene Staatshilfe komplett zurückzuzahlen. Bisher allerdings ohne Erfolg. Die behördliche Genehmigung für die Rückzahlung des staatlichen Partizipationskapitals von 1,22 Milliarden Euro ist noch immer nicht da.
In der Zentrale der Erste Group heißt es dazu auf Anfrage der "Wiener Zeitung" nur: "Die Gespräche laufen sehr gut." Was der Tilgung der öffentlichen Gelder noch im Wege steht, wird jedoch nicht gesagt. Im Finanzministerium hält man sich dazu ebenfalls bedeckt.
Ursprünglich wollte Erste-Chef Andreas Treichl das Staatskapital, das in der Finanzkrise als Risiko-Puffer gebraucht worden war, bis Ende Juni abschichten, um sich weitere Zinszahlungen an die Republik zu ersparen. Dem Vernehmen nach wird dieses Zieldatum aber nicht zu halten sein. Realistisch wäre eine Rückzahlung vielmehr in den Sommermonaten – aller Voraussicht nach im August, wie die "Wiener Zeitung" am Mittwoch aus Finanzkreisen erfahren hat.
Prüfling beim EU-Test
Der eigentliche Grund, warum sich der Rückfluss des Kapitals noch verzögert, ist nach ihren Angaben keineswegs bürokratische Willkür, sondern der seit April laufende EU-weite Belastungstest für Europas größte Banken. Einer der Prüflinge ist auf österreichischer Seite – neben Raiffeisen und Volksbanken-AG – auch die börsenotierte Erste Group. Der von der neuen europäischen Bankenaufsicht EBA durchgeführte Stresstest – geprüft wird dabei, ob die Institute krisenresistent sind und bei widrigen Umständen genug Eigenkapital haben – läuft noch bis 13. Juli. Da staatliche Kapitalhilfen in die Testergebnisse einfließen, wäre die Optik eine schiefe, würde die Erste das Staatsgeld vor Ende des Tests zurückzahlen, sagen Insider.
Solide Kernkapitalquote
Außerdem muss das zweitgrößte heimische Finanzinstitut den Aufsehern der Nationalbank (OeNB) noch einen Plan vorlegen, wie das Staatskapital nachhaltig ersetzt werden soll. Erst dann kann die OeNB die Rückzahlung offiziell freigeben, sofern ihre Stellungnahme zu diesem Plan positiv ausfällt. Gemessen am Gesamtrisiko hat die Erste aktuell eine relativ hohe Kernkapitalquote von 9,4 Prozent – ohne das Staatsgeld wären es rund 8 Prozent (was aber nach den gesetzlichen Vorschriften immer noch mehr als ausreichend wäre).
Für die Kapitalhilfe zahlt die Erste dem Bund 8 Prozent Zinsen. Pro Jahr sind das 97,6 Millionen Euro.