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Stresstests: Zu Schönfärberei ist Europa gar nicht fähig

Von Hermann Sileitsch

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Es ist vollbracht: Die Banken-Stresstests liegen auf dem Tisch. Journalisten, Analysten, Händler sitzen in diesen Stunden über den Zahlenkolonnen und versuchen ein Bild zu gewinnen: Welche Banken werden durch die Krisenszenarien am härtesten getroffen? Wo sind ihre Achillesfersen? Welche Institute sind gut gerüstet?


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Es ist die Summe vieler Einzelmeinungen, aus denen sich die Einschätzung an den Finanzmärkten und Börsen zusammensetzt. Diese Reaktionen sind nicht immer mit rationalen Maßstäben zu messen - genau darin liegt die Unkalkulierbarkeit der Stresstest-Folgen. Wird diese Offenlegung der Banken-Risiken das Vertrauen in Europas Finanzsektor bestärken und einen Stimmungsschwenk bewirken? Die Chancen stehen gut, wirklich beurteilen kann man das erst in ein paar Wochen.

Vor allem aus den USA gab es viele Querschüsse: Zunächst hieß es, Europa sei nicht an Transparenz interessiert und wolle die Wahrheit verschweigen. Dann wurde bezweifelt, dass die 27 Länder zu koordinierten Tests fähig sind. Später gab es Bedenken, ob die Kriterien hart genug sind und alle Details offengelegt werden. Und schließlich wurde sogar erklärt, die Tests wären gescheitert (weil unglaubwürdig), wenn zu wenige (!) Banken durchfallen. Fakt ist: Die 91 europäischen Banken haben noch mehr offengelegt als die 19 US-Banken vor einem Jahr. Der Vorwurf, es handle sich um eine PR-Aktion, ist einfach zu widerlegen: Das würde ein akkordiertes Vorgehen voraussetzen - bei 27 Ländern eine Illusion. Die Genese der Stresstests hat gezeigt, dass Europa zu Schönfärberei nicht in der Lage ist - dazu sind die EU-Entscheidungswege zu langsam und zu komplex. Dadurch sind die Tests im Endeffekt aber radikaler geworden als ursprünglich geplant.