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Streusalz in Europa ist knapp

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Noch wird gestreut - kommt erneut Schnee, könnten aber wegen Salzmangels zweitrangige Straßen gesperrt werden.Foto: bb

Salinen haben in Österreich das Salz kontingentiert. | Kommunen decken Zusatzbedarf mit teuren Importen ab. | Wien. Der für die Weihnachtsfeiertage angekündigte Schneefall könnte den Engpass bei Streusalz verschärfen. Nach dem wochenlangen Schneefall im Dezember sind die Streusalz-Vorräte europaweit bereits nahezu aufgebraucht. "Wir brauchen den dritten Winter in Folge in ganz Europa viel Salz, daher ergeben sich Lieferengpässe und verzögerte Auslieferungen", sagt Stefan Maix, Vorstandschef der Salinen, die den Großteil des österreichischen Auftausalz-Verbrauchs von rund 330.000 Tonnen abdecken.


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Durch den hohen Verbrauch in den vergangenen Wintern haben die Produktions- und Lagerkapazitäten in Europa nicht ausgereicht, um die Lager über den Sommer aufzufüllen. Die Salinen, die zum Teil Hannes Androsch gehören, haben die Produktion zwar "massiv gesteigert", die Kunden haben sich heuer aber sehr früh mit Salz eingedeckt. "Es wurde im Sommer so viel wie noch nie gekauft", sagt Maix.

Teures Salz aus Israel

"Es müsste gelingen, mit dem Salz in den Lagern und unserer monatlichen Produktion über die Runden zu kommen", sagt Maix. Voraussetzung sei jedoch, dass es nicht die nächsten drei Monate durchgehend schneit. Für Dezember und Jänner hat der Salzproduzent die Mengen auf den Durchschnittverbrauch der letzten Jahr kontingentiert. Wenn der Winter so weitergeht wie bisher, könne die Sperre von zweitrangigen Straßen zum Thema werden, warnt Maix.

Den Bedarf an Salz mit Importen abzudecken ist in diesem Jahr fast unmöglich: "Weder Deutschland, die Schweiz noch Frankreich können anderen Ländern aushelfen, weil alle Lager leer sind", so Maix. Auch in Ägypten und Tunesien gehen die Vorräte zur Neige.

Salzburg importiert wegen Salzmangels zum Beispiel teures Salz aus Israel und muss dafür mehr als doppelt so viel bezahlen als die rund 100 Euro pro Tonne, die die Salinen verlangen. Zudem dauert die Lieferung aus dem Nahen Osten mehrere Wochen.

Trotz der hohen Nachfrage haben die Salinen die Preise nicht erhöht, sagt Maix - diese seien vertraglich vereinbart. "Wir haben außerdem verzichtet, nach Deutschland zu liefern, obwohl wir dort den dreifachen Preis erzielt hätten."

Auch Linz hat bei den Salinen bestellt. In den ersten drei Dezemberwochen wurden jedoch schon drei Viertel der Gesamtmenge des vergangenen Winters verbraucht. "Wir schauen uns als Absicherung um zusätzliche Lieferungen von Zwischenhändlern um", sagt der Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger. Anfragen in Deutschland seien aber sinnlos - deshalb versuche man es in Osteuropa.

"Beim Preis setzen wir aber Grenzen, weil es ja um Steuergeld geht", sagt Luger. Als Alternative zu Salz könne Streusplitt eingesetzt werden. Dabei ist aber die mögliche Eisbildung und die Staubbelastung ein großes Problem. Doch auch Salz ist umstritten, weil es dem Boden Wasser entzieht und Pflanzen verdursten können. Daher darf in Wien grundsätzlich im Umkreis von zehn Metern um Bäume oder Grasflächen kein Salz gestreut werden.

Wiener Vorrat gesichert

Indes scheint der Wiener Salzvorrat gesichert: "Bei uns gibt es keine Lieferengpässe", sagt Monika Unterholzner vom Hafen Wien, wo das Streusalz für die MA 48 sowie für Salzhändler eingelagert wird. Von den 30.000 Tonnen Lagerkapazität seien derzeit etwa 10.000 Tonnen vorrätig, so Günter Liebl, Lagerleiter des Hafens Wien, der zur Wien Holding gehört. "Wir haben noch genug Salz, es sollte keine Probleme geben."

Auch die Asfinag beruhigt: "Es braucht sich niemand um den Jahreswechsel Sorgen machen", sagt Volker Höferl von der Asfinag. Man habe Verträge mit den Salinen in Ost- sowie mit der bayrischen Südsalz für West-Österreich. Demnächst wird die Asfinag aber zusätzliches Salz vom Hafen Wien beziehen. Höferl: "Wir müssen uns rechtzeitig wappnen, denn wir wissen nicht, wie streng der Winter noch wird."