Bankgeschäft in Supermärkten. | "Die Kunden nicht überfordern!" | Wien. Die Lebensmittelkette Spar dürfte den Versuch, die Finanzdienstleistung "Cash-Back" in Supermärkten zu etablieren, in absehbarer Zukunft stoppen. Damit steht wieder einmal eine Innovation im österreichischen Handel vor dem Aus.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
In Tschechien gibt es Cash-Back bereits, in der Slowakei könnte es bald implementiert werden. Diese - vergleichsweise - wenig komplexe Finanzdienstleistung ermöglicht es Kunden, an einer Bankomatkassa nicht nur zu bezahlen, sondern gleichzeitig Geld von ihrem Konto abzuheben: Der Konsument spare sich Zeit, Weg und eventuelle Transaktionskosten, erklärt Miriam Funova, Sprecherin der slowakischen Erste-Bank-Tochter Slovenská sporitelna, die gerade mit Kartenbetreibern über die Einführung von Cash-Back verhandelt.
Für den Händler würde, so Funova, ein solches Service einen Wettbewerbsvorteil mit sich bringen. Das dürfte auch die Hoffnung bei Spar Österreich gewesen sein, als man diese Dienstleistung vor zweieinhalb Jahren zum ersten Mal in Mattighofen (OÖ) angeboten hat.
Dichtes Bankomatnetz
Allerdings scheint das Service, das es derzeit in etwa zehn großen österreichischen Spar-Filialen gibt, nicht angenommen zu werden: Laut Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann existieren zwar keine genauen Zahlen, es deute jedoch alles darauf hin, dass Cash-Back bei den Kunden nicht ausreichend ankomme. Der Versuch werde "eher nicht weitergeführt". Fixen Ausstiegszeitpunkt gebe es, so Berkmann, noch nicht, fest steht jedoch: "Wenn das nicht läuft, wird es eingestellt!"
Spar wäre nicht das erste heimische Handelsunternehmen, das daran scheitert, den österreichischen Konsumenten das Bankgeschäft an der Supermarktkassa schmackhaft zu machen: Im Jahr 2000 hat Billa in Kooperation mit der Bank Austria eine Art Bankkarte ins Leben gerufen, mit der an den Billa-Kassen sowohl Geld behoben als auch eingezahlt werden konnte. Bargeldlose Einkäufe waren ebenfalls möglich. Nach rund zwei Jahren wurde das Projekt, das - Insidern zufolge - nicht in den Arbeitsablauf an der Supermarktkassa gepasst hatte, beendet.
Während etwa Berkmann das Scheitern des Cash-Back-Versuchs bei Spar darauf zurückführt, dass die Österreicher solche Services nicht gewohnt sind, ortet Handels-Experte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien einen anderen Grund: Das klassische Bankomatnetz sei in Österreich wesentlich dichter und der Bargeldanteil generell höher als anderswo. Cash-Back könne ein "schönes" Zusatzangebot sein, aber nicht mehr.
Finanzieren statt sparen
Schnedlitz warnt davor, die Kunden an der Bankomatkassa zu überfordern: Allfällige Angebote müssten einfach und "so selbstverkäuflich sein wie ein Fertiggericht". Ob dies die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) beherzigt, wird sich zeigen. Der einstige Bank-Partner bei der Billa-Card wagt noch in diesem Halbjahr erneut den Schritt in die Verkaufsräume.
Nach Vorbild der italienischen Clarima-Bank will man Konsumkredite direkt im Geschäft anbieten. Laut BA-CA-Sprecher Tiemon Kiesenhofer wird dabei die Kooperation mit mehreren Handelsgruppen gesucht: Das denkbare Spektrum reiche "vom Fertigteilhaus bis zum Kühlschrank". Den Spargedanken an die Supermarktkassa zu bringen, habe sich nicht bewährt, nun setze man auf Finanzierungsangebote.