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Strom aus dem eigenen Kraftwerk

Von Marijana Miljković

Wirtschaft
ÖBB-Wasserkraftwerk Spullersee.
© ÖBB / Markus Wippersberger

Österreichische Industriebetriebe und Unternehmen decken ihren Energiebedarf zum Teil aus eigener Erzeugung. Der Ausbau erneuerbarer Energien wird angesichts der geopolitischen Spannungen immer wichtiger.


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Die steigenden Energiekosten fressen den heimischen Unternehmen die Margen weg. Die Unsicherheit über die Gasversorgung und der drohende Ausfall der Lieferungen aus Russland, das seit Februar in der Ukraine Krieg führt, tragen das ihre dazu bei, dass die Betriebe ihre Pläne zur Eigenversorgung mit Energie beschleunigen. Energieintensive Branchen können jedoch jetzt schon auf eigenen Strom zurückgreifen. Im vergangenen Jahr produzierten sie laut Daten der Energieregulierungsbehörde E-Control 8143 Gigawattstunden Strom, das macht knapp 13 Prozent des gesamten Inlandsstromverbrauchs aus.

Papier und Stahl

Zu den energieintensiven Industrien gehört die Papierindustrie. Dort hat fast jede der insgesamt 23 Fabriken ein eigenes Kraftwerk. Der Energiebedarf beträgt laut Branchenverband Austropapier jährlich etwa 16.000 Gigawattstunden (GWh). Knapp 60 Prozent davon kamen im Vorjahr aus erneuerbaren Quellen. Das ist vor allem Biomasse aus Klärschlamm, Biolauge und Rinde. Die Eigenerzeugung betrug im Vorjahr 18.000 GWh. Mit dem Überschuss werden Haushalte mit Strom und Fernwärme versorgt. 271 GWh Strom und 2.000 GWh Fernwärme im Vorjahr reichten für etwa 100.000 Haushalte, rechnen die Branchenvertreter vor. Ein Beispiel für ein solches Kraftwerk ist jenes von Norske Skog in Bruck an der Mur. Im April wurde die erneuerte Anlage eröffnet. Damit will der Papierhersteller 75 Prozent des Erdgasverbrauchs und somit die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren.

Mit der voestalpine betreibt ein weiterer energieintensiver Erzeuger ebenfalls eigene Kraftwerke. Das Stahlunternehmen versorgt sich am Standort Linz mittels Wasserkraft und durch Verwertung der entstehenden Prozessgase zu 75 Prozent mit Energie. Am Standort Zeltweg deckt die voestalpine Railway Systems sogar 90 Prozent des Strombedarfs aus dem eigenen Kleinwasserkraftwerk.

Windkraft für Bahnstrom

Auch die ÖBB wollen im Rahmen der Energiewende den Eigenproduktionsgrad erhöhen, kündigte Bahnchef Andreas Matthä vergangene Woche in einer Veranstaltung an. Derzeit sei die weltweit erste Windkraftanlage für Bahnstrom in Bau, so Matthä, der bis 2030 im Mobilitätssektor klimaneutral werden will. Die geplante Windkraftanlage entsteht in Höflein in Niederösterreich. Die Einspeisung des Stroms erfolg dabei direkt in die Oberleitung, die die Züge mit Strom versorgt. Während Strom für Haushalte mit 50 Hertz getaktet ist, ist Bahnstrom mit 16,7 Hertz getaktet.

Bereits jetzt betreibt die ÖBB neun Wasserkraftwerke, zwei weitere sind in Planung. Außerdem sind an den Bahnhöfen, Schallschutzwänden und anderen Gebäuden 45 Photovoltaikanlagen verbaut, 30 weitere sollen dieses Jahr hinzukommen. Sowohl bei der geplanten Windkraft als auch bei den Photovoltaikanlagen erfolgen Einspeisung und Verbrauch quasi im Vorbeifahren. Insgesamt versorgt sich die ÖBB zu einem Drittel mit Strom aus den eigenen Kraftwerken, der Rest kommt aus Partnerkraftwerken sowie aus dem öffentlichen Netz. Kostenpunkt für weitere Investitionen in Erneuerbare: 1 Milliarde Euro.

Solarstrom aus dem Supermarkt

Wer sich bisher über die leeren Flachdächer von Supermärkten gewundert hat, wird künftig einige Änderungen feststellen. Auch der heimische Handel rüstet angesichts der Strompreise im Energiebereich nach, zumal es im Rahmen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes auch Förderungen zu holen gibt. So kündigte der Diskonter Hofer diese Woche an, in den kommenden Jahren 240 Filialen mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten zu wollen. Dieses Jahr sollen bereits 30 Kraftwerke montiert werden. 85 Prozent des erzeugten Stroms können damit direkt in der Filiale verbraucht werden.

Der Mitbewerber Spar setzt schon länger auf Sonnenenergie: Das Salzburger Unternehmen hat bereits 140 Photovoltaikanlagen auf den Dächern seiner Supermärkte und Einkaufszentren installiert, die 20 bis 30 Prozent des Jahresbedarfs an Strom abdecken. Vom EKZ Sillpark in Innsbruck wird Strom außerhalb der Öffnungszeiten in das öffentliche Stromnetz eingespeist.