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Strom: Bedarf und Preis steigen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Strompreise werden weiter steigen, bis 2010 um mindestens 50%. Dies sagt Professor Günter Brauner, Energie-Experte der TU Wien und Aufsichtsrat beim Verbund, voraus. Als Gründe nennt er den wachsenden Strombedarf um 2% jährlich, die Kosten des Emissionshandels, teure Investitionen und die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Importe seien nur begrenzt möglich, da die dafür benötigten Stromautobahnen noch fehlen würden.


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Den Drohgebärden der Stromproduzenten, wie etwa jene des Verbundes bei zu geringer Zuteilung von Verschmutzungsrechten die Kraftwerke abzuschalten, ist damit der Wind aus den Segeln genommen. Brauner hält nämlich verstärkte Stromimporte als Kompensation angesichts der fehlenden Verbindungen für undurchführbar. Erst wenn der Lückenschluss in Österreich mit Kainachtal- und Salzburg-Leitung erfolgt sei, könne ungebremst importiert werden.

Außerdem plädiert der Verbund-Aufsichtsrat auch für die Wahrung einer autonomen Stromversorgung. Dafür sei es notwendig noch Kohlekraftwerke in Reserve zu haben. Diese seien trotz eines um rund 10% geringeren Wirkungsgrades im Vergleich zu Gaskraftwerken (58%) Garanten für Krisensicherheit, da Kohle in mehr Ländern vorkomme und weniger starken Preisschwankungen unterliege als Gas. Auch als Trumpf bei Gaspreisverhandlungen seien Kohlekraftwerke hilfreich, erklärt Brauner. Generell würden in Europa um dem wachsenden Strombedarf zu decken thermische Kraftwerke neu gebaut. Das Potential der erneuerbaren Energiequellen hält Brauner für begrenzt: Kleinwasserkraft 10%, Wind 6% und Biomasse 10%.

Diese Interpretation des TU-Professors widerspricht jener des Biomasseverbandes. Präsident Heinz Kopetz sieht aus Umweltschutzgründen die Zukunft in den erneuerbaren Energieträgern. Der zügige Ausbau entsprechender Anlagen sei daher gefordert. "Der Ausbau kalorischer Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe erhöht den Schadstoffausstoß und beschleunigt den Klimawandel," warnt Kopetz. Von einer baldigen Novelle des Ökostromgesetzes hält Kopetz nichts. Seine Vorschläge, in diesen Punkten geht er mit Brauner konform, lauten Stromsparen und Warmwasseraufbereitung mit Sonnenkollektoren. Das Sparpotential liege bei 10 Mrd. Kilowattstunden pro Jahr. Deshalb verlangt der Biomasseverband ein Stromspargesetz, in dem festgelegt wird, dass die Versorger bis 2012 die Stromabgabe um 5% reduzieren müssen: Wer sich nicht an die Vorgabe hält, sollte Strafe zahlen.