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Strömen Sie wohl!

Von István Orbán

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Wie in "Moment - Leben heute" am Mittwoch in Ö1 zu erfahren war, haben wir als Individuen in einer sich bewegenden Masse kein System, weil wir nämlich nicht alle demselben Ziel zustreben. Zwar streben wir nicht unbedingt auseinander, aber doch ganz schön durcheinander, und stolpern dabei bisweilen übereinander. Jeden-falls aber ergibt das ein ziemliches Gewurl.

Im Bestreben, dieses Gewurl zu entwurln, also die verschiedenen Zielen zustrebenden Individuen in einer sich bewegenden Masse möglichst kollisionsfrei aneinander vorbei und an ihr Ziel zu leiten, wird jetzt - jeweils an einem vielfrequentierten Knotenpunkt in Wien und Graz - das Projekt "Junction Flow" gestartet. Mit High-Tech-Mitteln will man der Dynamik von Menschenströmen auf die Schliche kommen. Auf Basis der gewonnenen Daten und Erkenntnisse könnten dann etwa Fahrpläne optimiert, Umsteigegeschwindigkeiten erhöht und Wartezeiten verringert werden. Jedenfalls ist ein Ziel des Junction-Flow-Projekts, dass Menschen quasi intuitiv dorthin gelangen, wohin sie möchten. Oder wo andere sie gerne hätten - denn die effiziente Lenkung von Menschenströmen hat ja auch einen durchaus verlockenden kommerziellen Aspekt.

Und darin, wie im Einsatz von digitaler Bild-Erfassung, steckt auch ein gewisses Missbrauchspotential. Geben wir also darauf acht, dass Junction Flow nicht zum "Personal Data Flow" wird, und dass wir nur dahin strömen, wohin wir aus freien Stücken auch tatsächlich gelangen wollen.