Zum Hauptinhalt springen

Stromlösung lebt noch

Von Harald Waiglein

Analysen

Verbund-Einstieg bei EAG könnte Stromlösung sogar erleichtern. | Wien. Die Verhandlungen der Verbund-Gesellschaft über einen Einstieg beim oberösterreichischen Landesversorger Energie AG (EAG) lassen einige Rückschlüsse zu und zwar nicht nur über die Österreichische Stromlösung, sondern auch über die künftige Geschäftsführung des Verbund.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Derzeit ist Hans Haider Vorsitzender des Dreiervorstandes des Verbund. Sein Vertrag läuft zwar erst 2007 aus, die Gerüchte über eine vorzeitige Ablöse wollen aber nicht verstummen. Hintergrund ist die bevorstehende Nationalratswahl. Wenn die ÖVP den nächsten Verbund-Vorstand noch mit Sicherheit bestimmen will, muss sie das vor der Wahl tun.

Hier kommt Leo Windtner, der Generaldirektor der Energie AG ins Spiel. Er hätte das richtige Parteibuch und wurde auch schon als Kandidat für Haiders Nachfolge genannt.

Es ist nicht ganz unvorstellbar, dass sich hier eine Art Gegengeschäft zwischen dem Bund (der 51 Prozent am Verbund hält) und Oberösterreich (das 75 Prozent an der EAG hält) anbahnt. Im Gegenzug für eine Beteiligung des Verbundes an der EAG könnte Windtner der neue Verbund-Chef werden. Sicher ist das allerdings nicht: auch eine Reihe anderer Personen werden derzeit als potentielle Verbund-Chefs genannt.

Was die seit Jahren stockenden Verhandlungen um die Österreichische Stromlösung (ÖSL) betrifft, so ändert sich durch einen Einstieg des Verbundes bei den Oberösterreichern und deren möglichen Austritt aus der Energie Allianz weniger, als auf den ersten Blick vermutet.

Zum einen bleiben die Verhandlungspartner bei der Stromlösung dieselben. Es ändern sich nur interne Beteiligungsverhältnisse an den Unternehmen. Wenn also ein Durchbruch in den Verhandlungen prinzipiell möglich ist, so ist er auch in der neuen Konstellation möglich.

Zum zweiten gibt es im Zusammenhang mit der ÖSL auch eine gewisse kartellrechtliche Problematik. Das ursprüngliche Modell wurde von den Wettbewerbsbehörden in Brüssel zwar abgesegnet, doch haben sich mittlerweile einige Dinge verändert. So hat der Verbund die Großkundengesellschaft APC wieder zurückgekauft, die er ursprünglich verkaufte, um Probleme für die ÖSL zu vermeiden. Außerdem ist der Verbund ins Endkundengeschäft eingestiegen, was im ursprünglichen Modell ebenfalls nicht vorgesehen war. Wenn nun als dritter Faktor eine Verbund-Beteiligung an der EAG dazu kommt, dann gibt es so viele Veränderungen, dass die ganze Stromlösung wohl sicherheitshalber noch einmal in Brüssel vorgelegt werden muss.

Wenn das der Fall ist, dann könnte es sogar von Vorteil sein, wenn die EAG aus der Energie Allianz austritt. Denn schon bei der ersten Vorlage schien Brüssel das Konstrukt ÖSL wegen der Marktdominanz verdächtig. Schert jetzt ein Partner aus, könnte das die Bedenken zerstreuen.