Republik soll die Mehrheit am Verbund behalten. | Österreich braucht "realistische Ziele" für Klimaschutz. | Wien. Am 10. Mai wird Hans Haider 65 und verabschiedet sich nach mehr als 13 Jahren von der Spitze des Verbund, des größten heimischen Stromerzeugers. Am Mittwoch stellte er sich in seiner Funktion zum letzten Mal der Presse im "Klub der Wirtschaftspublizisten".
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Haider verwies auf Erreichtes (unter anderem den erfolgreichen Umgang mit der Strommarkt-Liberalisierung) und Missglücktes (Fusion OMV-Verbund, Österreichische Stromlösung). "Aus der Österreichischen Lösung mit der Energie Allianz wird nie was werden", meinte Haider zum Abschied. Über eine Stromlösung mit der Allianz (der Wien Energie, EVN und Bewag angehören) wird seit Jahren erfolglos verhandelt. "Eine Lösung, die nur politisch gewollt und von einer Gesellschaft (der EVN, Anm.) forciert wird, aber nicht vom Markt geliebt wird, die funktioniert nicht", sagt Haider.
Übernahmeobjekt
Was die immer wieder von der Politik angedachte, weitere Privatisierung des Verbund betrifft, meint der scheidende Verbund-Generaldirektor, er sei "froh, dass der Verbund aus jeder Privatisierungsdiskussion draußen ist". Sollte die Republik von ihrem in der Verfassung festgeschriebenen Mehrheitsanteil von 51 Prozent abgehen, dann wäre der Verbund "innerhalb weniger Tage ein Übernahmeobjekt". Ein Staatsanteil von nur 25 Prozent plus einer Aktie "reicht nicht", sagt Haider.
Was seine eigene Zukunft betrifft, so sagt Haider, es sei "leicht möglich", dass man ihm bald in einer anderen Funktion begegnen werde. "Können Sie sich vorstellen, dass ich in Zukunft nur mein Schwimmbad putze?". Noch vor dem Sommer, spätestens im Herbst, soll es diesbezüglich Klarheit geben. Ob sein neuer Job wieder in der Energie-Branche sein wird, will Haider nicht sagen, nur soviel: "Es wird kein Fulltime-CEO-Job mehr sein." Als Geschäftsführer für den neuen Klima-Fonds der Bundesregierung stehe er aber "mit Sicherheit nicht" zur Verfügung.
Apropos Klimaschutz: Hier solle sich Österreich "realistische Ziele geben, die auch erfüllbar sind", meint der Verbund-Chef. Die Republik verhalte sich derzeit in diesem Bereich so wie ein Vater, der von seinem Sohn lauter Einser in der Schule verlangt, obwohl der Bub froh sein müsste, wenn er nicht durchfällt. "Wir müssen schon froh sein, wenn wir unser Niveau halten und kein zusätzliches CO 2 produzieren." Das Kyoto-Ziel, die heimischen Emissionen um 13 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken, könne jedenfalls nicht erreicht werden, meint Haider. Denn das Potential der Windkraft sei mittlerweile erschöpft, auch große Wasserkraftwerke könne man in Österreich nicht mehr bauen.