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Strompreise werden steigen

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Nächstes Jahr müssen die Haushalte wieder mit steigenden Strompreisen rechnen. Denn die Großhandelspreise seien dieses Jahr um 26% gestiegen, erklärte gestern EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber. "An einer Erhöhung der Strompreise wird man sicher nicht vorbeikommen, das gilt für die ganze Branche." Wie groß diese sein wird, konnte Gruber nicht sagen. Auch der Industrie stehen höhere Energiepreise ins Haus.


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Die in die Liberalisierung gesetzten Erwartungen sinkender Strompreise wurden nicht erfüllt, im Gegenteil. Im November hatte die EVN den Strom erst um 10% verteuert, doch das reicht laut Gruber nicht. Es müsse nächstes Jahr weiter korrigiert werden. Und der ab 2005 beginnende CO2-Emissionshandel werde die Preise weiter in die Höhe treiben.

Als Grund wird die steigende Nachfrage bei gleichzeitig sinkenden Kapazitäten angegeben. So habe der deutsche Energiekonzern E.ON heuer Kraftwerke mit rund 5.000 MW stillgelegt, so Gruber. Das ist etwa die Leistung der heimischen Laufkraftwerke. Doch nicht nur E.ON, auch die EVN hat ihre Eigenerzeugung um fast 10% von 3.795 auf 3.440 GWh reduziert. Die kalorischen Kraftwerke wurden wegen der hohen Gas- und Kohlepreise zurückgefahren. Denn trotz Steigerungen lägen die Preise in Europa immer noch rund 20% unter den Vollkosten, schätzt EVN-Finanzchef Michael Längle.

Seit 2000 sinkt der Stromverkauf an Endkunden. Gleichzeitig nimmt aber der Stromhandel massiv zu. Dieses Jahr verlor die EVN beim Endkundengeschäft 2,5% (159 GWh), konnte aber beim Stromhandel um 51% (1.190 GWh) zulegen, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen. Somit stieg der Stromverkauf gesamt um 12%.

Während die Energiepreise stetig in die Höhe klettern, hat bei den Netztarifen der Energie-Regulator die Schrauben angezogen: Sie wurden per Verordnung um 6,2% gesenkt. Die EVN hat dagegen beim Verfassungsgerichtshof berufen. Sollte der Regulator das Benchmark-System wie angekündigt nächstes Jahr durchsetzen wollen, dann werden auch dagegen Rechtsmittel ergriffen, so Gruber. Er hat von den "Zahlen ohne Aussagekraft", die den Versorgern vorgesetzt werden, genug. Deshalb macht sich der EVN-Generaldirektor für eine europäischen Behörde stark: "Wir brauchen einen Regulator in Brüssel, der die Kleinregulatoren kontrolliert und ihnen eine Linie vorgibt." Er weiß, dass dafür noch einiges Lobbying notwendig ist. In puncto Österreichische Stromlösung beharrt Brüssel weiter auf Erfüllung der Auflagen. Soll die Stromlösung im ersten Halbjahr 2004 starten, dann müsste der Verbund sich bald von seiner Großkundengesellschaft APC trennen. Gruber erwartet dazu in den nächsten Wochen eine Entscheidung. Dass sich die EnergieAllianz von Großkunden trennen werde, komme nicht in Frage, betonte er.

Strom macht 56% des EVN-Umsatzes aus, gefolgt von Gas mit 28%. Durch die Ausgliederung der Großkunden an die Econgas hat sich dieser Umsatzträger verkleinert. Die Zukunft sieht Gruber im Multi-Utility-Ansatz. Wasserver- und -entsorgung sowie Müllverbrennung werden für die EVN in Zukunft zu einem immer stärkeren Standbein. EVN Wasser soll in Zentral- und Osteuropa kräftig wachsen.