Lugar: Langzeitarbeitslose sollen freiwillig 500 Euro dazuverdienen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Das Team Stronach wird am 20. Jänner für ein Berufsheer stimmen. "Wir und Frank Stronach wollen ein Freiwilligenheer und sind gegen Zwang", sagt Parteiobmann Robert Lugar im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das stehe auch im neuen Parteiprogramm. Für den Montag nach der Volksbefragung fordert er einen Runden Tisch, damit der "Wille der Österreicher" rasch umgesetzt werde.
Lugar selbst war Zeitsoldat und hat die Heeresnahkampf-Schule absolviert. Frank Stronach fiel als Angehöriger des sogenannten "Weißen Jahrgangs" kriegsbedingt aus der Wehrpflicht heraus und musste nicht einrücken.
Neuer Vorschlag
Das Berufsheermodell, wie es dem Klubobmann Stronachs vorschwebt, ist ähnlich wie jenes von Verteidigungsminister Norbert Darabos. Ganz anders stellt er sich jedoch den Ersatz für die Zivildiener vor, die mit einem Ende der Wehrpflicht wegfallen würden. "Wir würden Langzeitarbeitslosen ein Angebot machen und auf die Arbeitslosenunterstützung 400 bis 500 Euro drauflegen. Das wäre im Unterschied zum Hundstorfer-Modell einkommensneutral." Nach dem Stronach-Modell würde die Grundvergütung von 300 Euro, die Zivildiener zuzüglich diverser Spesen bekommen, auf die Mindestsicherung oder AMS-Hilfe draufgeschlagen. Das Hundstorfer-Modell (1400 Euro pro Monat) wäre "wesentlich teurer", meint Lugar.
Derzeit gibt es rund 5000 Langzeitarbeitslose und 50.000 "Beschäftigungslose", das sind nach AMS-Definition Langzeitarbeitslose in Schulungen.
Lugar würde auch diese Gruppe ansprechen. "Wenn jemand gerade zum Sekretär umgeschult wird, kommt er nicht in Frage. Aber die meisten Schulungen, die rein für Bewerbungen abgehalten werden, sind doch für die Fische. Diese Leute könnte man mit dem Angebot da rausholen." Auch Mindestsicherungsbezieher sieht er als potenzielle Nachfolger der Zivildiener. "Das ist Definitionssache, wer in Frage kommt."
Der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, ist skeptisch. "Es würden sich nicht viele finden, das Potenzial ist nicht so groß", bezieht sich Kopf auf die 5000 tatsächlich Langzeitarbeitslosen. "Außerdem können sie jetzt schon bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen." Die Grenze liegt bei 386 Euro pro Monat. Dafür müsse man aber weniger Stunden arbeiten als in einem Sozialberuf.
Arbeitsmarktpolitisch hält Kopf den Vorschlag für nicht praktikabel, weil die Leute ja Arbeit suchen sollten. "Für alle, die nicht an Sozialberufen interessiert sind, ist es besser, einen Job zu finden, als sie ein Jahr wo zu parken", sagt Kopf.
Lugar ist dennoch überzeugt, dass sich genug Langzeitarbeitslose finden würden, die für ein paar hundert Euro mehr "etwas für die Gesellschaft" tun wollen. "Das ginge sich locker aus."