Quartalsergebnis um 44 Prozent, Umsatz um ein Drittel gesteigert. | Autoproduktion in Graz läuft wieder auf vollen Touren. | Toronto. Mit hervorragenden Quartalszahlen hat sich Firmengründer Frank Stronach gestern bei der Hauptversammlung in Toronto endgültig das Lenkrad bei Magna International losgelassen - nach dem Rückzug auf einen Minderheitsanteil im Vorjahr war er als immer noch größter Einzelaktionär Chairman des Aufsichtsrates geblieben.
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Mit dem Wiederaufschwung der Autobranche boomt auch der Zulieferer Magna wie kaum je zuvor: Im ersten Quartal 2011 stieg der Umsatz des mit mehr als 100.000 Mitarbeitern in 26 Ländern - darunter 11.000 in Österreich - tätigen Konzerns gegenüber dem Vergleichsquartal 2010 um 34 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar.
"Und das, während die Autobranche insgesamt im gleichen Zeitraum in den USA nur um 17 Prozent und in Europa gar nur um 10 Prozent zulegte", wie Don Walker, der Magna nach dem Ausscheiden von Siegfried Wolf im Vorjahr als alleiniger CEO führt, stolz anmerkte. Und auch die Prognose hob er an: Er erwartet nun für 2011 einen Jahresumsatz von bis zu 28,5 Milliarden Dollar.
Das Betriebsergebnis stieg um 122 Millionen (plus 44 Prozent) auf 400 Millionen Dollar, der Reingewinn um 98 Millionen auf 322 Millionen Dollar.
33.000 Autos in Graz
Besonders erfreulich für die Österreich-Tochter: Es wurden gleich um 85 Prozent mehr komplette Autos gebaut als von Jänner bis März 2010, bei Magna Steyr in Graz-Thondorf liefen im ersten Quartal 33.300 Stück vom Band, darunter Bestseller wie der Mini-Countryman, Sportwagen wie der Peugeot CRZ und Evergreens wie der Mercedes Geländewagen.
Überschattet war der Abschied Stronachs wie schon bei der Hauptversammlung im Vorjahr von einem Streit um die Höhe seines Abfertigungspakets. Stronach hatte im vergangenen Juli, wie berichtet, die Kontrolle des Konzerns aufgegeben - für ein Paket im Wert von zusammen mehr als einer Milliarde US-Dollar (686 Millionen Euro). Durch die Umwandlung der B- in A-Aktien fiel Stronachs Stimmgewicht von 66 auf 7,4 Prozent. Da er trotzdem noch größter Aktionär war, blieb er vorerst Chairman. Inzwischen hat Stronach den hohen Aktienkurs genutzt und weitere Anteile abgestoßen. Ende 2010 hat er offiziell nur mehr 5,1 Prozent kontrolliert.
Institutionelle Investoren hatten das Abschiedspaket für den Firmengründer von Anfang an als zu hoch kritisiert. Der Streubesitz akzeptierte die Regelung aber mit einer 75-Prozent-Mehrheit - und auch bei Gericht blitzten die Kritiker ab.
Zwei Beratungsfirmen, die die Interessen institutioneller Anleger vertreten, hatten nun für gestrige Hauptversammlung dazu aufgerufen, drei Aufsichtsratsmitgliedern ihre Zustimmung zu verweigern, denen sie die ihrer Meinung nach überhöhte "Abfertigung" für Stronach vorwerfen.
Die sogenannten Proxy-Firmen ISS und Glass Lewis&Co - Proxy-Firmen stimmen stellvertretend für institutionelle Anleger bzw. beraten diese - haben speziell den früheren Politiker Michael D. Harris, den deutschen Wirtschaftsprofessor Louis Latif und den Wirtschaftsprüfer Donald Resnick ins Kreuzfeuer genommen. Die drei hatten einem Sonderausschuss des Boards angehört, der das vom Management verhandelte Abfertigungspaket für Stronach abgenickt hatte. Unter kanadischem Recht kön nen Aktionäre nicht direkt gegen Board-Direktoren stimmen, sie können sich lediglich ihrer Stimme enthalten.
Es wurde erwartet, dass der im Zentrum der Kritik stehende Harris dennoch Stronach als Magna-Chairman nachfolgt, schrieb Torontos "Globe & Mail".
Mit Stronach schied auch der frühere österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky (75) nach 14 Jahren aus dem Board von Magna International aus. Er finde es zwar schade, dass nun kein Österreicher mehr im Magna-Führungsgremium sitze, sagte er dem "Kurier". Aktuelle Sorgen um die österreichischen Magna-Standorte mache er sich trotzdem keine, die österreichischen Betriebe seien gut ausgelastet.
E-Auto Joint Venture
Seine beim Rückzug von der Magna-Kontrolle im Vorjahr angekündigten Pläne zur Entwicklung einer E-Auto und Batterieproduktion hat Stronach unterdessen noch nicht konkretisiert. Ein Batterieproduktionswerk im Burgenland oder der Steiermark sind aber nach wie vor in Überlegung, heißt es.
80 Millionen Dollar hat Stronach jedenfalls als 30-Prozent-Aktionär in ein Elektroauto-Joint-Venture mit Magna investiert, das Arbeitsplätze auch in Österreich schaffen soll.