Frank Stronach hat 1,5 Milliarden Euro in die österreichische Autozulieferindustrie investiert, 75 Millionen in den Pferderennsport und 100 Millionen in den Fußball, mit wechselndem Erfolg, wie das Beispiel Austria zeigt. Aber das Verhältnis zwischen Österreich und dem reichen Onkel aus Amerika ist ambivalent.
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Frank Stronach ist nicht der - um im Steirischen zu bleiben - gmüatliche Kampel, wie es sein steirischer Akzent signalisiert. Er ist Amerikaner. Und so verkündet er unmissverständlich: "Wer das Gold hat, macht die Regeln." Das verstört. Natürlich gilt das auch in Österreich, aber - man sagt es nicht.
Das goldene Händchen hat Frank Stronach nicht überall. Magna Racino in Ebreichsdorf hat sich als Flop erwiesen. Im November wurde der Rennbetrieb eingestellt. Österreich hat eben keine angelsächsische Pferderennsport-Kultur, das hat der Pferdefreund Stronach übersehen. Jetzt gibt es ein neues Konzept: Pferdesport und klassisches Entertainment. Bon Jovi soll kurz vor Beginn der Euro 08 für Stimmung sorgen.
Nicht weniger als vier Lehrkanzeln sponsert Magna an der Grazer TU: Fahrzeugtechnik, Fahrzeugsicherheit, Teileproduktion und - auf den ist Stronach besonders stolz - einen Lehrstuhl für "Production Science and Management". Da lernen die Ingenieure Führungsqualifikation und sozialökonomische Zusammenhänge. Der "Gläserne Saal" im Wiener Musikverein trägt den Namen des Sponsors: Magna.
Seine grundsätzliche Abneigung gegen öffentliche Beihilfen hat Frank Stronach bei der Ansiedelung seiner Werke in der Steiermark für kurze Zeit vergessen. Dabei hat ihm damals Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl geholfen. So eindrucksvoll, dass Paierl nach seinem eher unfreiwilligen Abgang von der politischen Bühne bei Magna in Kanada einen Zwischenstopp einlegen konnte, bevor er in die Chefetage der Unternehmens Invest AG einzog.
Wirtschaft und Politik sollen Durchlässigkeit üben, meint Stronach - nicht zuletzt zum eigenen Nutzen. Franz Vranitzky sitzt im Magna-Aufsichtsrat. Karl-Heinz Grasser war Unternehmenssprecher. Als Finanzminister hat er Magna-Europa-Boss Siegfried Wolf in den ÖIAG-Aufsichtsrat geholt. Beide haben bei der Rest-Privatisierung der Voestalpine eine undurchsichtige Rolle gespielt: Die Voestalpine hätte Magna zugeschanzt und zerschlagen werden sollen, heißt es. Kürzere Gastspiele bei Magna gaben Peter Westenthaler und der frühere Infrastrukturminister Mathias Reichhold.
Das Verhältnis zwischen Stronach und den Gewerkschaften hat sich nach heftigen Auseinandersetzungen entspannt. Steyr-Daimler-Puch wurde mit allen Betriebsräten übernommen.
Stronachs Konzept des Fair Enterprise unterscheidet sich nicht so sehr von heimischen Modellen. So genießt der Sprecher des Fairness-Komitees laut Magna-Betriebsverfassung Kündigungsschutz. Und während in Österreich über Mitarbeiterbeteiligung diskutiert wird, ist dies bei Magna gang und gäbe: 10 Prozent des Gewinns gehen an die Mitarbeiter.