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Stronach tritt doch in Tirol an

Von Clemens Neuhold

Politik

Stronach unterstützt abtrünnige Liste Mayr - Ex-Spitzenkandidatin "entsetzt".


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Wien. Jörg Haider war bekannt dafür, einmal weg und dann wieder da zu sein. Die Vorgänge um das Tiroler Team Stronach erinnern daran. Frank Stronach ist wieder da und tritt bei der Landtagswahl am 28. April an. Vor wenigen Tagen noch sah es so aus, als wäre er wieder weg. Grund war eine Wahlpanne, durch die der gefeuerte Landesgeschäftsführer Hans-Peter Mayr mit einer eigenen Liste Stronach antreten konnte. Die von Stronach unterstützte Liste, angeführt von Sonja Ulmer, blieb auf der Strecke.

Doch Hans-Peter Mayr - nicht zu verwechseln mit Hans Mayr, Stronachs Spitzenkandidat in Salzburg - gab in der "ZiB2" den reuigen Sünder, und Stronach erhörte ihn: Er zieht nun mit Mayr und den weiteren Kandidaten auf der eigentlich nicht von ihm autorisierten Liste in den Wahlkampf. Die Liste stellt Stronach aber unter Aufsicht eines 50-köpfigen "Bürgerrats", der "die Einhaltung der Werte" des Teams Stronach in Tirol überwachen soll. Wer dagegen verstößt, fliegt raus.

Der "Bürgerrat" soll nach Auskunft von Pressesprecher Walter Rettenmoser "eine Verbindung der Listen ermöglichen", ist also auch ein Angebot an Ulmer. Doch die winkt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ab: "Wenn es dabei bleibt, dass man Mayr unterstützt, mache ich nicht mit." Am Samstag setzt sie sich noch einmal mit ihren Kollegen und rund 40 Kandidaten aus den Bezirken ihrer geschassten Liste zusammen, um zu erklären, was vorgefallen sei. Und die dürften ähnlich enttäuscht sein. "Die anderen sind der gleichen Meinung wie ich", sagt Ulmer. "Ich bin entsetzt, dass man Leute, die aus gutem Grund ausgeschlossen wurden, jetzt plötzlich unterstützen will." Mayr habe völlig eigenmächtig gehandelt, erklärt sie den Grund für die damalige Trennung, er sei als Spitzenkandidat auch niemals im Gespräch gewesen. Deswegen habe man sie gefragt. Jetzt will Ulmer erst einmal Abstand von der Politik.

Wehinger verlässt das Team

Als wäre es nicht kompliziert genug, war noch eine dritte Liste im Rennen, und zwar jene des Kurzzeit-Spitzenkandidaten Walter Jenewein. Ihn löste die - nun selbst abgelöste -Ulmer ab. Jenewein, glaubt Ulmer, werde sich dem Bürgerrat anschließen. Wie viele Wahlplakate vor dem Reißwolf gerettet wurden, ist nicht bekannt.

Mit Ulmer verliert Stronach noch einen weiteren Mitstreiter: Der prominente Westbahn-Gründer Stefan Wehinger, zuletzt "General Manager" im Team Stronach, hat seine Funktionen bei der Neo-Partei zurückgelegt. Wehinger hatte sich für Ulmers unterlegene Liste eingesetzt.