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Studenten als Workaholics

Von Christoph Rella

Wissen

Arbeitsalltag statt Studium: Für viele Studiosi ein Problem. | Wien. Organisationstalent muss man heutzutage sein, um als arbeitender Student oder auch als junge Mutter trotz Zeitproblemen an den Uni-Abschluss zu kommen.


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Obwohl die Zahl der erwerbstätigen Studenten seit 2002 um sieben Prozent gesunken ist, hat sich die Lage nur bedingt gebessert. Dass Job und Uni nicht immer vereinbar sind, weiß auch WU-Studentin Stefanie Kabinger, die seit zwei Jahren am Flughafen Wien als Promotorin arbeitet. "Ich kann´s mir richten", erklärt die 23-Jährige, "blöd ist nur, dass es nur einmalige Prüfungstermine gibt. Wenn ich zum Beispiel Schulung habe, kann ich oft nicht teilnehmen." Abgesehen davon präsentiert sich die WU laut Sprecher Martin Strabal flexibel: Zahlreiche Vorlesungen und Seminare fänden am Abend oder am Wochenende statt. "Rund die Hälfte aller Lehrveranstaltungen wird in geblockter Form abgehalten", so Strabal. Auch während der Ferien würden bis zu 2300 Studenten zusätzliche Lehrangebote annehmen.

Angebot "voll okay"

Anders bei den Geisteswissenschaften. "Voll okay" findet die Afrikanistik-Studentin Judith Fux das Lehr- und Prüfungsangebot an ihrem Institut im Alten AKH. "Es ist alles gut über die Woche aufgeteilt. Zwar überschneiden sich manchmal Dinge, aber im Notfall kann man sich mit den Professoren arrangieren." Deshalb arbeitet sie auch nur zwischen sieben und neun Uhr Früh bei einer Caritas-Einrichtung. "Die Vorlesungen fangen eh erst um zehn an", sagt Fux.

"Für Studenten, die tagsüber arbeiten, werden Lehrveranstaltungen am Tagesrand oder an Wochenenden angeboten", erklärt Brigitte Faißt vom Student Point der Uni Wien. Von Berufstätigen genutzt werde aber auch die Möglichkeit des e-Learning. Zudem bemühe man sich, die universitären Serviceeinrichtungen und die Bibliotheken mehrmals wöchentlich auch am Nachmittag geöffnet zu halten. Sprösslinge studierender Eltern werden im hauseigenen Kinderbüro betreut.

Von all dem hat Johannes Tanzler, Geschichte- und Informatikstudent an der Uni Wien, nichts. Sein Problem: Die Unterrichtspraktika für Lehramtskandidaten. "Diese pädagogischen Übungen finden meistens vormittags in den Schulen statt", ärgert er sich. Für Berufstätige seien die Praktika daher nicht machbar. Helfen kann hier auch die Universität nicht. "Ohne Schüler ist das Praktikum sinnlos", weiß Faißt, "am besten, man nimmt sich für die Übungen Urlaub." Wann Werkstudenten dann überhaupt Ferien machen sollen, bleibt allerdings zu hinterfragen.