Faymann zeigt Verständnis für die Anliegen | Hörsaalbesetzung auch in Graz | Die Wiener Studenten hielten das Audimax der Universität Wien auch am Samstag besetzt. Für Dienstag ist eine Demonstration geplant, so Flora Eder von der HochschülerInnenschaft (ÖH).
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Die ÖH wolle die Proteste der Studenten nicht vereinnahmen, sondern mittels Infrastruktur und etwa Frühstück unterstützen, erklärte Eder am Freitagabend. "Knackpunkt" der Proteste seien die Zugangsbeschränkungen, "das Fass zum Überlaufen" habe die von Wissenschaftsminister Johannes Hahn entfachte Diskussion um die Wiedereinführung der Studiengebühren gebracht", so Eder. Hahn wünschte sie eine "gute Reise nach Brüssel". Die Studenten seien zu einer Diskussion mit dem Rektorat bereit, der Zugang zum Audimax stehe der Uni-Leitung jederzeit offen.
Faymann respektiert die Anliegen
"Ich verstehe und respektiere die Anliegen der Studenten selbstverständlich", sagte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) im Interview mit der Presse am Sonntag. Er forderte von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) Lösungen: "Der zuständige Minister muss jetzt ein Konzept vorlegen, wie die Universitäten zukunftsfähig gemacht werden, ohne dass junge Menschen von höherer Bildung ausgeschlossen werden."
Die von Hahn ins Spiel gebrachte Wiedereinführung von Studiengebühren lehnt Faymann ab.
Keine Räumung
Eine Räumung ist zur Zeit laut Universitätsleitung nicht geplant. Gegenüber der APA erklärte sie, der erste halbe Besetzungstag und die erste Nacht hätten Kosten von rund 100.000 Euro verursacht. Belege für diese Zahl wurden jedoch nicht vorgelegt.
Forderungen
Der Forderungskatalog der Besetzer umfasst laut einem namenlos bleiben wollenden Sprecher des Plenums die "Re-Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen, die Ausfinanzierung der Unis, selbstbestimmtes Lernen und Leben ohne Konkurrenz- und Leistungsdruck, freie Masterzugänge, keine verpflichtende Studieneingangsprüfung, Abschaffung aller Bildungs- und Studiengebühren auch für MigrantInnen, keine Zulassungsbeschränkungen EU-weit, unabhängige Forschung und Lehre, Schluss mit prekären Dienstverhältnissen für Lehrende, Angestellte und ArbeiterInnen, mehr weibliche Lehrende, genug Studienplätze für alle, flexible und selbstbestimmte Studienpläne" sowie "Schluss mit dem Bologna-Prozess und eine Frauenquote in der Uni-Verwaltung".
Solidarität in Graz
Auch in Graz hat eine Gruppe Studierender, unterstützt durch die ÖH, am Freitagabend einen Hörsaal auf der Uni besetzt. Rund 50 Studiosi hatten sich schon am Nachmittag am Campus zusammengefunden, aber bis zum Ende der letzten Vorlesung gewartet, bis man nach 18.00 Uhr im Hörsaal 06.01 auf der Vorklinik Platz nahm. Vorrangig gehe es um "Solidarität" mit den Besetzern des Audimax in Wien.
Die Besetzer, denen von den Vorsitzenden der ÖH Graz, Cengiz Culac (GRAS), und seinen Stellvertreterinnen Unterstützung zugesichert wurde, wollten mit der Aktion ihren Unmut über die UOG-Novelle kundtun. Befürchtet werde eine "Elitarisierung des Uni-Systems", auftreten will man gegen Beschränkungen im Master-Studium, Knock-Out-Prüfungen und die Wiedereinführung von Studiengebühren - vielmehr müsse für die Ausfinanzierung der Hochschulen gesorgt werden. Auch "Schluss mit prekären Dienstverhältnissen für Lehrende, Angestellte und Arbeiter" lautete eine Parole.
Das Rektorat der Uni Graz stehe zu einem Gespräch zur Verfügung, aber es sei noch kein solches gewünscht worden, erklärte ein Uni-Sprecher. Solange die Aktion friedlich von statten gehe und es zu keinen Beschädigungen komme, werde man bis auf weiteres nicht einschreiten.
LinkÖH der Uni WienZum ThemaWir bekommen keine Luft mehr