Kritische Stimmen zu den Protesten, vor allem aus den FH. | Wien. Abseits von Demonstrationen und besetzten Hörsälen gibt es auch Studenten, die mit den Aktionen ihrer Kollegen alles andere als einverstanden sind. Vor allem an den Fachhochschulen (FH), wo Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen zum System gehören, fällt es schwer, Verständnis für die Protestierenden aufzubringen.
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"Ich finde es lächerlich, dass man sich darüber aufregt, Studiengebühren zu zahlen", sagt etwa eine Studentin der FH Technikum Wien zur "Wiener Zeitung". Sie selbst zahle die Gebühr von 363,36 Euro im Semester "gerne" - immerhin bekomme sie dafür ein gutes technisches Equipment - von Computerarbeitsplätzen an der FH bis hin zu Laptops für Studenten ohne eigene Geräte. Außerdem gebe es zahlreiche Lektoren, die direkt aus der Wirtschaft kämen und somit mehr Praxisnähe vermitteln könnten. Und: "Denen, die sich die Gebühren nicht leisten können, werden sie ohnehin zurückerstattet."
Auch die Zugangsbeschränkungen in Form von Aufnahmetests findet die Studentin sinnvoll: "Ich studiere deswegen an einer FH und nicht an einer Uni. Dann weiß ich wenigstens, dass ich auch einen Platz in den Lehrveranstaltungen habe und die Lektoren Zeit für mich haben."
Die Protestierenden wollten "nur die beste Ausbildung, aber nichts dafür zahlen. Und sie wollen keine Beschränkungen, aber die beste Betreuung", sagt die 26-Jährige.
"Wir müssen realistisch bleiben, derzeit wird ein Wunder gefordert", sagt auch Daniel Zeilbauer, Vorsitzender der Studentenvertretung der oberösterreichischen Fachhochschulen. Natürlich verstehe er die Anliegen der Uni-Studierenden, die mit überfüllten Hörsälen und veralteter Infrastruktur zu kämpfen hätten. Aber: "Sie fordern Geld, Geld, Geld - und das fehlt überall, zum Beispiel im Gesundheitssystem, und es fällt alles auf die Steuerzahler zurück." Auch er fände es aber begrüßenswert, wenn es keine Studiengebühren gäbe. Kommende Woche wollen die vier oberösterreichischen FH einen eigenen - laut Zeilbauer lösungsorientierten - Forderungskatalog aufstellen.
Diesen Schritt hat der Österreichische Cartellverband bereits getan und einen Drei-Stufen-Plan zur Uni-Finanzierung entwickelt. Geht es nach CV-Präsident Christoph Gruber, so soll die Hochschulbildung nach wie vor hauptsächlich vom Staat finanziert werden. Dazu soll es aber jedenfalls "leistungsorientierte und sozial gerechte" Studiengebühren geben. Schließlich soll auch die Wirtschaft eingebunden werden - vor allem, was die Forschungsfinanzierung betrifft. Zugangsbeschränkungen gegenüber ist der CV offen: "Man muss über alles reden, es darf kein Tabuthema geben", sagt Gruber.
Den Studentenprotesten stehe der Verband "kritisch gegenüber, weil sie das Uni-Leben komplett lahmlegen". Es sei zwar gerechtfertigt, die Probleme an den Unis anzusprechen, aber "der Ruf nach Steuergeldern kann nicht das Allheilmittel sein", so Gruber.
"Die Demonstranten wollen nur die beste Ausbildung, aber nichts dafür zahlen; und die beste Betreuung, aber keine Beschränkungen." FH-Studentin in Wien