Zum Hauptinhalt springen

Studentenproteste feiern Jubiläum

Von Nina Flori

Politik
Der Lehrbetrieb im Audimax läuft schon lange wieder planmäßig (l.) - die 60 Tage dauernde Besetzung (r.) endete kurz vor Weihnachten durch eine polizeiliche Räumung. Foto: flor

Rektoren treffen Bundespräsident Heinz Fischer. | Med-Uni Innsbruck stimmt Prölls Bedingungen zu. | Wien. Vor einem Jahr wurde das Audimax besetzt - im Anschluss an eine kleine Demonstration im Sigmund-Freud-Park. 60 Tage lang konnte Österreichs größter Hörsaal nicht für Lehrveranstaltungen genutzt werden - fast 1,5 Millionen Euro mussten an der Uni-Wien für die Anmietung von Ersatzräumlichkeiten aufgewendet werden. Kurz vor Weihnachten, als sich schon mehr Obdachlose als Studenten im Hörsaal befanden, erfolgte die polizeiliche Räumung.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Ich habe Verständnis für Proteste, und es ist absolut legitim, dass Studierende, Professoren und Rektoren auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Besetzungen, die Studierende am Studieren hindern, begrüße ich allerdings nicht", sagt Wissenschaftsministerin Beatrix Karl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Den Protesten im vergangenen Jahr müsse man aber zugestehen, dass sie dazu beigetragen hätten, das Bewusstsein für den hohen Stellenwert der Wissenschaft zu stärken. Denn sie hätten den Unis - auch medial - einen breiteren Raum gegeben, meint die Ministerin. "Nun geht es mir darum, in den Budgetverhandlungen um jeden Euro für die Unis zu kämpfen." Es bräuchte aber auch mehr private Mittel, etwa durch Studienbeiträge und verstärkte Kooperationen mit der Wirtschaft, so Karl.

Die 26-jährige Studentin Barbara hat von den Protesten im vergangenen "nie etwas gehalten". "Da ich nicht am Studienbeginn war, war ich aber Gott sei Dank von den Hörsaal-Verlegungen nicht betroffen", erzählt sie.

IMTitle Name="zw10""Man bekommt nicht/IMTitleIMTitle Name="zw10"alles, was man fordert"/IMTitle

Dass es der Uni an Geld fehle, steht für die Juristin außer Zweifel, nur "so ist es auch in der Pflege und bei den Krankenanstalten". Man müsse eben auch verstehen, dass man nicht alles bekommt, was man fordert.

Seit den Protesten im vergangen Jahr hat sich die Situation an Österreichs Unis nicht verbessert. Weiterhin wird über die "chronische Unterfinanzierung" geklagt. Heuer hat sich der Protest allerdings verlagert: Nun wurden die Rektoren aktiv. Trotz Einberufung österreichweiter, universitärer Vollversammlungen am vergangenen Dienstag warten diese aber weiterhin auf ein Gespräch mit der Regierungsspitze. Anberaumt ist der 22. November.

Bundespräsident Heinz Fischer hingegen empfängt Rektorenchef Hans Sünkel und Vertreter aus der Wissenschaft bereits am Mittwoch - was wohl als Unterstützung für deren Anliegen gewertet werden kann.

Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Herbert Lochs, hat unterdessen den Bedingungen von Finanzminister Josef Pröll für eine Erhöhung der finanziellen Mittel für Universitäten zugestimmt. Er erklärte sich mit Zugangsregelungen und allgemeinen Reformen einverstanden. "Wir würden Josef Pröll gern beim Wort nehmen. Bei entsprechender Erhöhung des Budgets könnten wir 150 Studienplätze mehr anbieten", hieß es am Freitag.

"Es ist spannend, wie der Budget-Beschluss nun ausfällt", meint der 21-jährige Jakob. Er findet es jedenfalls gut, dass der Protest in diesem Jahr auch von den Rektoren getragen wird. Darüber, was von der "Kurz-Audimax-Besetzung" in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu halten ist, zeigt sich der Geographie-Student unschlüssig: "Es ist halt die Frage, was am Ende raus kommt", meint er.

Hochschuldialog blieb ohne Auswirkungen

Der Hochschuldialog, den der ehemalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn als Reaktion auf die Proteste im Vorjahr initiierte, veränderte jedenfalls kaum etwas: Nachdem 130 Teilnehmer über 250 Stunden diskutierten, wurde Ende Juni ein 50-seitiger Bericht vorgelegt, in dem sich 92 Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Hochschulsektors an die Politik finden. Kostenpunkt: Knapp 250.000 Euro.