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Studien beweisen drastisch: Wir brauchen Bewegung!

Von Wolfgang Wagner

Wissen

Der kommende Sonntag steht im Zeichen von Laufen, Radeln, Schwimmen & Co. bzw. Bewegung und Fitness ganz allgemein: "Gesund leben - in Bewegung bleiben" lautet das Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages, zu dem die WHO aufruft. Der Hintergrund: Bereits 60 bis 85 Prozent der Erwachsenen weltweit machen zu wenig Bewegung. Die Folge sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und viele andere "Zivilisationsleiden". "Zwei Millionen Todesfälle können jedes Jahr auf die körperliche Inaktivität zurückgeführt werden", schreibt die Weltgesundheitsorganisation.


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"Ein sitzender Lebensstil ist die Hauptursache für Tod, Krankheit und Invalidität. Vorläufige Ergebnisse einer WHO-Studie zeigen, dass diese körperliche Inaktivität weltweit zu den zehn führenden Ursachen für Tod und Invalidität gehört. Sie verdoppelt das Risiko für Herz-Kreislauferkankungen, Typ-2-Diabetes ("Altersdiabetes") und Fettsucht und erhöht auch die Gefahr durch Dickdarm und Brustkrebs, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Osteoporose, Depressionen und Angststörungen", teilte die WHO mit.

Waren ehemals die klassischen "Couch Potatoes" in Beruf und Freizeit vor allem in den westlichen Industriestaaten mit ihren mehr und mehr in Richtung Dienstleistungswirtschaft tendierenden Gesellschaften "konzentriert", ist das Problem mittlerweile längst eine weltweite "Seuche" geworden. Die Weltgesundheitsorganisation: "Der Anteil der Menschen ohne entsprechende körperliche Aktivitäten ist sowohl in den entwickelten als auch in den sich entwickelnden Ländern hoch. In den Industriestaaten sind mehr als die Hälfte der Erwachsenen körperlich zu wenig aktiv. Doch in den schnell wachsenden Großstädten der Entwicklungsländer ist das ein sogar noch größeres Problem."

Die Rezepte dagegen wären einfach: Jeden Tag zumindest 30 Minuten körperlicher Aktivität würden schon eine Trendwende bedeuten. Es muss nicht Leistungssport sein. Moderater Sport reicht durchaus aus. Die WHO: "Das können auch drei Mal je zehn Minuten ein flotter Marsch oder ein Mal 20 und dann zehn Minuten sein." - Die Zeiten summieren sich nämlich. Das sind die wichtigsten Effekte laut wissenschaftlichen Studien:

Vom Infarkt . . .

Körperliche Bewegung reduziert die Gefährdung des Einzelnen durch Dickdarmkrebs um bis zu 50 Prozent. Ebenfalls um zumindest rund 50 Prozent kann die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Atherosklerose, Angina pectoris, Schlaganfall) verringert werden. Das Brustkrebsrisiko sinkt bei physisch aktiven Frauen um mindestens rund 30 Prozent.

. . . und Typ-2-Diabetes

Erst im Februar des Jahres 2002 bewiesen US-Wissenschafter, dass sich rund 90 Prozent der Typ-2-Diabetes-Erkrankungen durch einen gesunden Lebensstil mit Abnehmen und regelmäßige Bewegung verhindern ließen. Weltweit nimmt die Zahl der Typ-2-Diabetiker pro Jahr um sechs Prozent zu. In Österreich sind 90 Prozent der rund 400.000 Zuckerkranken solche "Altersdiabetiker". Sie haben ein enorm hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Klassisch sind mittlerweile bereits die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung, die im Journal der American Medical Association im Februar 1995 veröffentlicht wurde: 30 Minuten Sport täglich (z.B. 3,2 Kilometer schnelles Gehen, Stiegensteigen, Gartenarbeit, Home-Trainer-Radfahren, mindestens sollten 200 Kalorien durch Training verbrannt werden) verringern das gesamte Todesrisiko um zwölf Prozent.

Wissenschafter der Harvard-Universität bewiesen an 10.269 Absolventen, dass pro Woche zwei bis drei Stunden Ausdauertraining das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern um 60 Prozent reduziert.

Der finnische Wissenschafter Timo A. Lakka veröffentlichte 1994 eine Studie mit 1.453 Männern im Alter zwischen 42 und 60 Jahren als Probanden, wonach pro Woche 2,2 Stunden Ausdauersport die Infarktgefährdung gar um 74 Prozent senken dürfte.

Frauen, die sich regelmäßig bewegen, verringern die Gefahr, an Knochenschwund zu erkranken. Die Häufigkeit von Oberschenkelhalsbrüchen sinkt um 50 Prozent.

. . . bis zur Depression

In der US-Zeitschrift "Psychosomatic Medicine" wurde im September des Jahres 2000 eine Studie veröffentlicht, wonach eine zusätzliche Bewegungstherapie depressive Patienten im mittleren Alter in einem Zeitraum von sechs Monaten nur zu acht Prozent "rückfällig" werden ließ. Jene Probanden, die nur Medikamente bekommen hatten, wiesen dagegen eine Rückfallquote von 38 Prozent auf.

Ganz entscheidend ist körperliche Aktivität auch für die Aufrechterhaltung der Mobilität im höheren Alter. Zusätzlich lassen sich die meisten Fälle von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates durch entsprechende Übungen verhindern bzw. lindern.