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Nach fast 70 Jahren konnte die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) einen der wichtigsten Wissenschaftspreise der Donaumonarchie bzw. der Zwischenkriegszeit, den "Ignaz L. Lieben-Preis", wieder vergeben - mit der Hilfe eines Mäzens. Auch Frank Stronach und Hannes Androsch haben sich bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt, indem sie die Wissenschaft finanziell unterstützt haben. Dafür wurde nach dem austro-kanadischen Magnaten ein Institut an der TU Graz und nach dem ehemaligen Finanzminister eine Stiftung bei der ÖAW benannt. Kritiker sehen in dem neuen Mäzenatentum jedoch die Gefahr, dass viele Studien zu kurz kommen könnten.
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Mit der neuen Autonomie und den knapperen Budgetmitteln suchen sich Universitäten immer häufiger andere Wege, um Professuren zu finanzieren. Derzeit bestehen an den heimischen Hochschulen bereits 30 Stiftungsprofessuren - fast ausschließlich in den Bereichen Technik und Naturwissenschaften.
Zu den größten Finanzgeber gehören die Länder. An der Uni Innsbruck fließen in fünf von zehn Stiftungsprofessuren Gelder des Landes Tirol. Ein ebenso starkes Länder-Engagement gibt es in Kärnten, an Uni Salzburg und der Medizinuni Graz.
An der Grazer Hochschule wird ein Lehrstuhl für Pflegewissenschaften gefördert. In Wien wird ab kommenden Herbst als Kooperation zwischen Haupt- und Medizinuni ebenfalls ein solcher eingerichtet, bezahlt von Caritas und Rotem Kreuz - womit das in Österreich völlig neue Fach der Pflegewissenschaften ausschließlich von Stiftungsprofessuren getragen wird.
Das stärkste Engagement der Wirtschaft zeigt sich an der Technischen Universität (TU) Graz, wo fünf von Unternehmen finanzierte Stiftungsprofessuren eingerichtet sind. Drei davon werden von Magna bzw. dessen Chef Frank Stronach getragen.
An anderen Unis gibt sich die Wirtschaft noch zurückhaltender und fördert bisher nur einzelne Professuren. Beispiele dafür sind die TU Wien mit einem Lehrstuhl für Abfallwirtschaft (finanziert von Altstoff Recycling Austria), die Veterinärmedizinische Uni Wien mit einer von einem Tierfuttermittel-Hersteller finanzierten Professur für Tierernährung und einem von einem Schweizer Bio-Tech-Unternehmen geförderten Lehrstuhl für Pharmakologie oder die WU Wien mit einer Stelle für Entrepreneurship und Innovation (OeNB, Bank Austria, Wirtschaftskammer Österreich und Wien).
Bemerkenswert ist das finanzielle Engagement von Ministerien - und damit von Bundesgeld - für Stiftungsprofessuren: An der Universität für Bodenkultur (Boku) gibt es bereits seit vier Jahren einen vom Landwirtschaftsministerium finanzierten Lehrstuhl für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Und das Verteidigungsministerium zahlt ab Herbst 2005 an der Uni Innsbruck eine Professur für Europäische Sicherheitspolitik.
Die einzigen wissenschaftlichen Hochschulen, die bisher noch über keine Stiftungsprofessuren verfügen, sind die Unis Graz und Linz.
Von den Kunst-Unis hat es bisher nur die Uni für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz geschafft, zwei Stiftungsprofessuren einzurichten, die mit Mitteln der Stadt, des Landes und von Privaten finanziert werden.
Abhängigkeit . . .
Genau hier haken Kritiker ein. Durch die Förderungen aus der Wirtschaft würden nur "wirtschaftlich verwertbare Studienrichtungen" finanziell unterstützt. Vor allem die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) wird nicht müde zu betonten, dass dadurch Studienanfänger ihr Studium künftig verstärkt nicht mehr nach Interesse oder Begabung auswählen werden, sondern sich dem "Diktat der Wirtschaft unterwerfen".
Ein weiteres Argument gegen die Verstärkung von Finanzmitteln die Hochschulen aus der Wirtschaft für ist das Abhängigkeitsverhältnis, das dadurch entstehe, warnen Kritiker und blicken dabei in die USA wo das Mäzenatentum weit ausgeprägter ist und fast schon wieder mittelalterliche Ausmaße angenommen hat. Dabei geraten "durch massive Eingriffe von Großkonzernen in Form finanzieller Zuwendungen, Sicherung von Patenten und Mitspracherecht in universitären Gremien frei Forschung und Lehre in Gefahr", sprachen sich die Vertreter der Pädagogischen Akademien vor einiger Zeit gegen eine zu große Einflussnahme der Wirtschaft auf das österreichische Bildungssystem aus.
. . . oder Chance
Befürworter des modernen Mäzenatentums sehen jedoch die Chance, auf diese Weise den Staat zu entlasten, ohne ihm die Verantwortung für die Bildungs- und Forschungslandschaft völlig zu entziehen.
Oft wird auch hier der Vergleich zu den USA gezogen, diesmal im positiven Sinn. Doch, wie der deutsche Soziologe Ralf Dahrendorf festgehalten hat, es besteht in den USA eine "andere Kultur des Gebens". Privatpersonen kümmern sich in den USA viel öfter um das öffentliche Wohl und stellen Geld etwa für Unis zu Verfügung, ist auch Sigurd Höllinger, Sektionschef im Bildungsministerium überzeugt.
Es gibt jedoch noch weit profanere Gründe durch die sich der eklatante Unterschied zwischen den zwei Kontinenten erklären lässt: In den USA sind Stiftungen und Spenden steuerlich sehr begünstigt. In Österreich dagegen gebe es zwar ein günstiges Privatstiftungsrecht, aber "keine sehr günstigen Regelungen für Stiftungen für öffentliche Zwecke", so Höllinger.
Doch lange Zeit funktionierte das Mäzenatentum auch ohne Steuerbegünstigung. Maecenas half im alten Rom Horaz und Vergil ihren heutigen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Später erhofften sich die Reichen und Einflussreichen als Gegenleistung für ihre finanziellen Zuwendungen einen guten Ruf in der Bevölkerung, oder ein Gebet der Untertanen für ihr Seelenheil. Manche wollten nur ihren Reichtum zu Schau stellen, andere wiederum handelten uneigennützig - bleibt abzuwarten, womit man moderne Mäzene gütlich stimmen kann.