Monatliche Mietkosten von etwa 300 Euro sollen Projekt rentabel machen.
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Wien. Richtig studiert, wer auch mobil ist. So oder so ähnlich könnte der Leitsatz für ein aufregendes und erfülltes Studentenleben lauten. Was bisher mit Erasmus und Co. assoziiert wurde, soll nun auch auf die eigenen vier Studierenden-Wände ausgedehnt werden, zumindest wenn es nach der Stadt Wien geht.
Wohnen in Wien sei für Studierende mittlerweile sehr teuer, sagt der Grüne Planungssprecher Christoph Chorherr. Nicht nur im Privatbereich, sondern auch in Studentenheimen. 500 Euro für ein Zimmer in einem Heim sind heutzutage keine Ausnahme mehr. Die Ursache dafür liegt in den hohen Grundstückspreisen. Nun soll ein Zuhause mit Ablaufdatum Abhilfe schaffen. Die Grundstückspreise könnten damit links liegen gelassen werden. Gebaut in Fertigteilbauweise, sollen diese auf leer stehenden Flächen entstehen, die frühestens in fünf Jahren bebaut werden. Läuft die Zwischennutzung aus, wird der Bau einfach wieder abmontiert und an einem anderen brachen Gelände aufgestellt.
Keine Zuschüsse der Stadt
Die ersten beiden mobilen WG-Häuser für insgesamt 100 Personen sind bereits fix, sie kommen in die Seestadt Aspern im 22. Bezirk. Der österreichische Austauschdienst (OeAD) und der Studentenheim-Anbieter "home4students" konnten als Projektpartner gewonnen werden. Auch ein Architekturwettbewerb wurde bereits ausgeschrieben, der bis 10. März 2014 läuft. Chorherr kann sich eine Umsetzung bis 2015 vorstellen. "Das sollen aber keine Container werden", versichert er. Vielmehr setzt man auf architektonische und ökologische Qualität - und das bei angestrebten Errichtungskosten von maximal 35.000 Euro pro Heimplatz. Diese Kosten sollen dann durch die Miete von monatlichen 300 Euro ausgeglichen werden. Zuschüsse der Stadt wird es nicht geben, sie kümmert sich aber darum, dass der Grund kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Platz dafür gebe es laut Chorherr genug. "Es gibt viele Liegenschaften etwa von der Stadt, den ÖBB oder von Privaten, die langfristig entwickeln werden sollen und deshalb derzeit nicht genutzt werden." Damit ein Areal für mobile Studentenheime infrage kommt, ist eine gewisse Grundausstattung Voraussetzung. Das Grundstück müsse erschlossen sein, sagt Architekt Franz Kuzmich, der den Architekturwettbewerb koordiniert. "In Aspern gibt es etwa einen Kanal- und Wasseranschluss sowie Strom und Fernwärme." Das Areal muss zudem als gemischtes Baugebiet oder Wohngebiet gewidmet sein.
Welche Materialen verwendet werden müssen, wird im Vorhinein nicht definiert. Laut Kuzmich sollte das Material aber recycelbar sein und den mehrmaligen Ab- und Aufbauten standhalten. "Das können genauso gut Container sein, wie irgendwelche Holzbausysteme oder Holzelemente, die zusammengeschachtelt werden und wieder demontierbar sind." Mindestens fünfmal soll das mobile Heim auf- und abgebaut werden können.
In der Seestadt wird das Grundstück für sieben, acht Jahre verfügbar sein. Sollte an Ort und Stelle schon früher gebaut werden, so werden die Behausungen innerhalb der Seestadt verlegt. Ausdrücklich erbeten ist ein sehr geringer Energieverbrauch, im besten Fall gar kein Energieverbrauch. "Die Elektroanschlüsse sind da, Wasser ist vorhanden. Fotovoltaik und Solarkollektoren sind möglich. Gewünscht wird Passivhausqualität oder sogar bessere Qualität", so Kuzmich.
Denkt man an Passivhausstandards, die etwa dreiglasige Fenster und dicke Mauern vorschreiben, ist fraglich, inwieweit ein Fertigteilhaus diesen Standards gerecht werden kann. Schließlich muss dann auch das Fundament dementsprechend undurchlässig und dick sein. Doch nicht nur die baulichen Elemente werfen Fragen auf, sondern auch die finanziellen Risiken. Denn eine Planbarkeit, wo und inwiefern der transportable WG-Cluster im Laufe der Jahrzehnte zum Einsatz kommt, gibt es nicht.
Die mobile Herausforderung
Eine zusätzliche Herausforderung könnte die flexible Gestaltung der Gebäude sein. Schließlich werden diese im Laufe ihrer Lebensdauer öfter umziehen und dürfen daher nicht auf einen Standort hin maßgeschneidert sein, sondern müssen auf Grundstücke unterschiedlichen Zuschnitts passen.
Dass das Projekt noch nicht fertig gedacht wurde, ist für Christoph Chorherr keine große Sache. Es gebe jetzt einmal das Pilotprojekt, wo man sehen werde, ob diese Art des Wohnens eine Zukunftsperspektive hat, sagt der Planungssprecher der Grünen. Es werden aber weiterhin Studentenheime gebaut werden, die mobilen Heime sieht er eher als Ergänzung. Ob die Studierenden bei einer Umsiedelung des Heimes mitsiedeln, steht auch noch nicht fest. Chorherr: Das sollen dann die Studentenheimbetreiber selbst entscheiden.