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Stumm und unsichtbar

Von Christina Böck

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Es ist ein sieben Sekunden langer Videoclip. Großteils bleibt der Bildschirm schwarz. Der Clip zeigt, "jedes Wort, das von einer farbigen Person in ,Der weiße Hai‘ gesagt wurde". Ganz richtig: Kein einziges. Der Blog "Everysinglewordspoken.tumblr.com" sucht in mehr als 80 Clips nicht-weiße Figuren, etwa in "Harry Potter", Woody Allens "Midnight in Paris" oder Disneys "Maleficent". Der Blog dürfte zuletzt ziemlichen Zulauf gehabt haben, als diskutiert wurde, wie rassistisch Hollywood im Allgemeinen und die Oscar-vergebende Academy im Speziellen sind. Im Fokus der Debatte standen die fehlenden Oscar-Nominierungen für Afroamerikaner in diesem (und bereits im vergangenen) Jahr.

Manch weißer Schauspieler meinte, er sei dagegen, dass Schwarze nominiert werden, nur weil sie Schwarze sind. Dass eine Art Quote gewünscht wird, ist aber eine bösartige Auslegung der Aufregung. Zudem würde eine Quote womöglich nach dem Bevölkerungsanteil berechnet. Und der liegt in den USA bei etwa 13 Prozent. Der Anteil der Hispanics ist höher, er liegt bei 17 Prozent. Sie sind mindestens so unsichtbar im Hollywood-Mainstream wie die Afroamerikaner.

Diese Prozentzahlen sagen aber nichts darüber aus, welchen kulturellen Einfluss diese Bevölkerungsgruppen auf die Gesellschaft haben. Einer so großen Unterhaltungsindustrie wie Hollywood würde es gut anstehen, über den weißen Tellerrand zu blicken und mit der vorhandenen kulturellen Vielfalt zu arbeiten. Das Gegenteil von Vielfalt kann nämlich Einfalt sein. Und das will irgendwann auch das faulste Publikum nicht sehen.