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Hardliner in Washington und Teheran würden sich über ein Scheitern freuen - Verhandlungen in den nächsten Tagen fortgesetzt.
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Wien. Die Atmosphäre bei den Diplomaten ist im Vergleich zu den vergangenen Tagen ausgesprochen trocken und wortkarg im Frühstückssaal des Palais Coburg gewesen. Niemand, so schien es, wollte sich zum Stand der Verhandlungen äußern.
Auf die Frage, wie es denn weitergehe, hieß es von einem Verhandler nur "ich weiß es nicht, fragen Sie mich etwas Leichteres". Die "Stunde der Wahrheit", ist man sich hier allerdings einig, scheint bald zu schlagen.
Während also die Stimmung bei den Verhandlern getrübt war, weil die Zeit drängt (die Frist läuft am Dienstag um Mitternacht aus) und einige Brocken noch nicht bewältigt werden konnten, herrscht bei den Journalisten Ratlosigkeit in mehrerer Hinsicht.
Aufbruchstimmung bei Medienvertretern
Die einen haben ab Mittwoch kein Zimmer mehr, weil sie das Marriott nur bis Dienstag gebucht haben und keine weitere Verlängerung möglich ist. Die anderen wundern sich, wie leicht die Diplomaten das Wort Verlängerung über die Lippen bringen und meinen "Ja, die können leicht reden und sagen, dass es nicht das Ende der Welt wäre, wenn wir wieder verlängern, aber es ist definitiv das Ende von frischer Unterwäsche", twitterte etwa Arash Azizi vom Sender "Manoto".
EU-Kommissionssprecherin Catherine Ray twitterte vor den Gesprächen:
Im Pressezelt herrscht Aufbruchstimmung. "Wie lange bleiben wir noch hier? Soll ich meinen Flug zum vierten Mal verschieben?", will eine aus dem Iran angereiste Medienvertreterin vom iranischen Delegationsleiter für die Presse wissen, der 100 Journalisten seines Landes zu betreuen hat. "Das kann ich Ihnen nicht sagen", erwidert dieser trocken, nicht einmal Außenminister Mohammad Javad Zarif könne diese Frage nun beantworten, denn die Verhandlungen seien in einer äußerst prekären und sensitiven Lage.
Hohes Vertrauen in Deal
Die Agentur Tasnim News vertreibt sich die Zeit mit einer Umfrage im Zelt und will schon am Montag von den Journalisten wissen, wie sie den Ausgang dieser Runde einschätzen. Am Dienstag kommt das Ergebnis: 83 Prozent der über 500 Medienvertreter glauben an einen Deal in dieser Woche.
Das ist viel. Vielleicht ist da auch der immanente Wille inkludiert, denn die Verhandlungen zehren an den Kräften. Zwölf Tage und Nächte und kein Ende in Sicht.
Scheitern unwahrscheinlich?
Das Wort "Scheitern" ist immer wieder Thema bei den Small Talks im Zelt. "Das kann ich mir nicht vorstellen, dann wäre alles umsonst das wird man hoffentlich nicht zulassen", argumentiert ein Journalist aus den USA. "Die Hardliner würden sich in die Hände reiben, denn sie können einem Deal eh nichts abgewinnen, aber die junge iranische Bevölkerung hegt so viel Hoffnungen in dieses Abkommen. Es geht nicht nur um die Sanktionen, sondern um eine bessere Zukunft", resümiert er.
Unterdessen ist im Nobelpalais Coburg die Elefantenrunde der Spitzendiplomaten dabei, nach mehreren Sitzungen am Montag erneut einen Anlauf zu nehmen, um es vielleicht doch noch zu schaffen. "Es wird knapp, sehr knapp", meint ein europäischer Diplomat zur APA und fügt hinzu: "Es könnte sich aber haarscharf ausgehen".
Nach den Worten der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini werden die
Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den 5+1 (UN-Vetomächte plus
Deutschland) in den nächsten Tagen fortgesetzt. Einige Außenminister
könnten abreisen und in den kommenden Tagen zurückkehren, erklärte
Mogherini am Dienstag in Wien.