Regierungschefs müssen aber noch Rettungsschirm aufstocken. | Alle Anleihen Griechenlands um 7 Jahre verlängert - mit Garantie. | Alte Anleihen fallen stundenweise aus, aber dafür nicht das ganze Land.
Wien/Brüssel. Dass es um den Bestand der Euro-Zone geht, haben mittlerweile so gut wie alle begriffen. Am Montag begannen auch französische Anleihezinsen in die Höhe zu klettern. Der am Donnerstag anberaumte Gipfel der 17 Euro-Regierungschefs in Brüssel wird also einige harte Maßnahmen zu treffen haben. Es geht - natürlich - um Griechenland.
Laufzeit verlängern
Zu Beginn ihres Treffens werden die Regierungschefs allerdings etwas nachreichen, das eigentlich seit März beschlossen ist: Die beschlossene Aufstockung des Euro-Rettungsschirms auf (insgesamt) 750 Milliarden Euro ist zwar beschlossen, hatte aber wenig Wirkungskraft entfaltet. Auch hier bremste Deutschland. Ohne diese Aufstockung ist aber jede weiterführende Maßnahme kaum zu verstehen. Und das kann sich die Euro-Zone nicht mehr erlauben, also sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Eine mögliche Kompromiss-Variante könnte - so ist auch Verhandlerkreisen zu hören - so ausschauen:
Alle laufenden Anleihen Griechenlands bis 2016 oder 2017 werden um sieben Jahre verlängert. Diese neuen Anleihen würden mit einer Garantie des Euro-Schutzschirms ausgestattet, wären also deutlich niedriger verzinst.
Zeit bis 2023 oder 2024
Der Vorteil für Griechenland: Vor 2023 oder 2024 müsste das Land nicht mehr am Kapitalmarkt auftauchen. Und es zahlt viel niedrigere Zinsen.
Nach Banken-Berechnungen würde dies "mehr als 80 Prozent der gesamten griechischen Staatsschuld betreffen." Die macht derzeit mehr als 340 Milliarden Euro aus, von der Umschuldung (und um eine solche handelt es sich dabei) wären mehr als 280 Milliarden betroffen.
Die Besonderheit der Regelung: Mit jedem Anleihegläubiger müsste diese Laufzeitverlängerung verhandelt werden. Als Vermittler soll die griechische Notenbank fungieren.
"Der Vorteil dieser Regelung wäre, dass nicht Griechenland gesamt, sondern nur die jeweilige Anleihe bis zur Annahme durch den Besitzer für ein paar Stunden ausfallen würde", sagte ein Verhandler. "Selective default" nennen das die Spezialisten.
Der Nachteil: Wie die Ratingagenturen dies bewerten, ist unbekannt. Allerdings laufen hinter den Kulissen viele Gespräche mit jenen Agenturen, die Länder-Bonitäten beurteilen.
Für eine Lösung in diese Richtung sprechen - so Beobachter - zwei Argumente: Deutschland würden seinen Willen bekommen, und einen echten Schuldennachlass verhindert haben.
Die neuen, länger laufenden Griechenland-Anleihen würden mit einer Garantie des Euro-Schutzschirms ausgestattet sein, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sie also weiterhin als Sicherheit zur Refinanzierung der EU-Banken akzeptieren.
Und EZB-Chef Jean-Claude Trichet machte unmissverständlich klar, wohin die Reise geht: Ohne Gipfel-Einigung am Donnerstag würde die EZB Probleme kriegen, Griechenland-Papiere anzunehmen. Die griechischen Banken, die vollständig von der EZB abhängig sind, würden bankrottgehen. Der Kollaps des dortigen Bankensystems würde Schockwellen durch Europa senden mit unvorhersehbaren Auswirkungen.
EZB wetzt das Messer
Alle EU-Regierungschefs wollen dies verhindern, Trichet setzte ihnen mit seiner Äußerung in einem Interview mit der FTD das Messer an. Denn der Euro-Gipfel ist bereits in der Vorbereitung disharmonisch verlaufen. Die deutsche Kanzlerin Merkel wollte ihn auf keinen Fall, doch nun muss sie nach Brüssel fahren.
Deutschland hat mit seiner beharrlichen Weigerung nach einer EU-weiten Finanzierungsagentur für Staatsschulden plus dem "Njet" zu einem griechischen Schuldennachlass die Euro-Krise angeheizt. Bei dieser Analyse sind sich Notenbanker und Wirtschaftsexperten einig.
Das Ansteigen der Zins-Differenz zu Deutschland sogar für Frankreich hat endgültig Alarm ausgelöst. Auch Italien sieht sich spekulativen Attacken ausgesetzt. "Umstrukturierung kann auch so funktionieren, Zinsen senken und Laufzeiten verlängern", sagte der spanische Wirtschafts-Professor Alfredo Pastor in der "Süddeutschen". Er räumte aber ein, dass alle Optionen erst beurteilt werden können, wenn sie umgesetzt sind. Die Euro-Regierungschefs treffen sich am Donnerstag zu Mittag. "Wenn es keine Einigung gibt, ist am Freitag auf den Märkten der Teufel los", sagte ein Banker. "Dann können wir einpacken."