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Sturm auf die Photovoltaik-Dächer

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Punkt 10 Uhr klemmten sich fast 7000 Österreicher hinter den Computer. | Mitten in der Krise Run auf Solarpanele. | Wien. Gestern, Dienstag, war es wieder soweit: Der Run auf die Bundesförderung für Photovoltaik-Anlagen war für kurze Zeit freigeschalten. 18 Millionen Euro galt es zu vergeben - nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sprich, wer zuerst seine förderungswürdigen Pläne in Formularform auf die Webseite des Klima- und Energiefonds laden konnte, für den gilt eine größere Wahrscheinlichkeit, diese einmal im Jahr ausgegebene Förderung zu bekommen.


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Dieses Jahr waren 18 Mio. Euro im Topf. Bis Redaktionsschluss gingen 6850 Anträge auf der Homepage ein. Das System war am Rande des Zusammenbruchs; der Server hätte Probleme gehabt, gibt man im Klima- und Energiefonds zu - mit einem solchen Ansturm habe man nicht gerechnet.

Teilweise war das Kapital für das jeweilige Bundesland schnell gehoben - etwa für die Steiermark und Niederösterreich. Nur für Wien war gegen Abend noch immer ein Betrag von 400.000 Euro "unverteilt" - da die Bundeshauptstadt weniger aus Familienhäusern, sondern Wohnsiedlungen besteht.

Die förderungswürdigen Anlagen für eben die klassischen Privathäuser waren mit einer Leistung von 5 Kilowatt Peak begrenzt. Eine Anlage dieser Größe kostet etwa 25.000 Euro und reicht laut Experten für die gesamte Stromversorgung eines Einfamilienhauses. Auch nachts: Denn die Anlagen befinden sich zwar am Dach oder in der Fassade des Privathauses, sind aber netzgekoppelt. Das bedeutet, die Häuser versorgen sich nicht nur selbst, sondern verfügen über einen zweiten Zähler - um den überschüssigen Strom ins Netz zu speisen.

Bauwillige dürfen mit bis zu 3200 Euro Förderung pro KW Peak rechnen bzw. wenn eine Förderung aus den Landestöpfen dazukommt (was nur in NÖ, Steiermark und Vorarlberg der Fall ist), können bis zu 60 Prozent der Investitionskosten der Photovoltaikanlage abgedeckt werden.

Solarpanele am Dach, ist das nicht ein teuerer Spaß? "Wir haben ausgerechnet heuer im Jahr der Wirtschaftskrise einen ungeahnten Ansturm", erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, gegenüber der "Wiener Zeitung". 2008 waren es (für 8 Millionen Euro) nur rund 2000 Anträge. Woran liegt der plötzliche Boom?

Sicheres Photovoltaik-Investment statt Aktien

"Ich glaube, erneuerbare Energien sind stärker ins Bewusstsein der Leute vorgedrungen. Dazu kommt die Verteuerung des Ölpreises im vergangenen Jahr. Und die Gaskrise mit der Ukraine. Das führt zur Sensibilität Richtung Selbstversorgung." Und nicht zuletzt betrachten es die Häuselbauer als sich amortisierende Geldanlage: "Bei der ungewissen Finanzlage investiere ich lieber in neue Technologien" - so ein Argument, das Höbarth schon öfter gehört hätte.

In Österreich gibt es noch viel zu investieren: Während in Bayern 2 Prozent der Stromversorgung aus Photovoltaik kommen, sind es in der Alpenrepublik magere 0,03 Prozent.