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Das Reden über´s Wetter hat in Österreich ja eine lange Tradition. Neuerdings ist auch der immer augenscheinlicher werdende Klimawandel in aller Munde. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über die Klimaveränderungen.
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Ob Orkane wie zuletzt Kyrill, der auch in Österreich beträchtliche Schäden angerichtet hat, Vorboten einer großen Klimakatastrophe sind, darüber scheiden sich die Geister. Während Winterstürme in den Augen diverser Umweltschutzorganisationen nur ein weiteres Beweisglied in der Kette des Klimawandels sind, äußern sich Metereologen eher zurückhaltend und sehen nicht unbedingt einen Zusammenhang mit einer Veränderung des Klimas. Solche Sturmtiefs würden auch in dieser Intensität alle fünf bis zehn Jahre regelmäßig in unseren Breiten vorkommen.
Wie dem auch sei. Fakt ist einerseits, dass die Bevölkerung sehr unter derartigen Naturkatastrophen zu leiden hat: Die materiellen Gesamtschäden durch Kyrill betragen laut österreichischer Versicherungswirtschaft an die 100 Millionen Euro - vorläufig geschätzt. Nicht zu sprechen von den persönlichen, von einer Versicherung nicht zu ersetzenden Verlusten. Hier steht also das Negative im Vordergrund.
Auf der anderen Seite haben Stürme durchaus auch positive Effekte. Etwa auf das Mikroklima in Städten: Die Feinstaubbelastung ist nach einem Sturm wie weggeblasen. Höhere Windgeschwindigkeiten fegen den Feinstaub regelrecht aus der Stadt, das macht die Luft wieder sauberer. Außerdem könnte ein Sturmtief wie Kyrill nach Ansicht mancher Wetter-Experten auch eine Kältephase einleiten und somit dem heimischen Ski-Tourismus, zumindest kurzfristig, auf die Sprünge helfen.
Betrachtet man Naturkatastrophen fernab der menschlichen Perspektive, nämlich von der Warte der Tier- und Pflanzenwelt, so sind auch Stürme wahre Segensbringer. Denn sogenannte Katastrophen fördern die Artenvielfalt. Genauso wie Feuersbrünste oder Vulkanausbrüche dazu führen, dass neue Lebensräume entstehen und das Artenspektrum von Fauna und Flora zunimmt, bedingen Stürme Ähnliches.
Die vom Sturm gerodeten Schadensflächen in Wäldern erweisen sich laut einem Bericht der "Zeit" als ideal für die Waldverjüngung: Die Temperatur auf den kahlen Flächen steigt, die Bodenbakterien beginnen verstärkt zu arbeiten und setzen dabei mehr Nährstoffe frei. Gute Bedingungen für Jungpflanzen also. Außerdem produziert ein Sturm einen beträchtlichen Anteil an Totholz, Lebensraum für viele Arten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass auf Sturmflächen wesentlich mehr Tierarten zu finden sind als im intakten Wald, insbesondere Insekten profitieren davon. In der Ökologie gibt es dafür sogar einen Fachbegriff: Das "Konzept der Störungen" besagt, dass es eine Reihe von Organismen gibt, die auf - aus menschlicher Sicht gesehene - Katastrophen angewiesen sind und ohne sie nicht existieren könnten.