Bevorstehendes Streik-Ende lässt aufatmen. | Stuttgart. (dpa) Die Bürger im deutschen Bundesland Baden-Württemberg können nach fast neun Wochen Streik aufatmen. Die Tarifparteien haben am Mittwochabend eine 39-Stunden-Woche für alle 220.000 kommunalen Beschäftigten vereinbart.
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Damit ist ein Ende des längsten Arbeitskampfes im öffentlichen Dienst in greifbare Nähe gerückt. Müll- und Papierberge werden jetzt bald abgeräumt, Kindertagesstätten werden Kinder wieder in bewährter Manier betreuen, Kliniken werden Operationen ohne Verzögerung erledigen.
Nach Angaben der Gewerkschaft "ver.di" ist die Zufriedenheit der Basis mit dem transparenten, einfach umzusetzenden Abschluss hoch, die Motivation weiterzustreiken gering. Offiziell wird der Streik aber erst beendet, wenn am Montag das Votum der Gewerkschaftsbasis bei der an diesem Donnerstag angelaufenen Urabstimmung vorliegt.
Mit der 39-Stunden-Woche ist die Gewerkschaft an ihr Limit gegangen. Dennoch ist "ver.di"-Verhandlungsführer Alfred Wohlfart zuversichtlich, auch bei seinen Kampftruppen - etwa den Müllwerkern und den Erzieherinnen - weit mehr als die notwendige Zustimmung von mindestens 25 Prozent für den Abschluss zu erhalten.
Ganz so rosig sehen die Arbeitgebervertreter die Gemütslage bei ihrer Klientel nicht. Insbesondere die Vertreter kleinerer Landkreise hätten sich eine Lösung möglichst nahe an 40 Stunden gewünscht. Deshalb erwartet der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) nicht nur Kritik, sondern auch einige Austritte.
Um seinen Kritikern schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen, betonte KAV-Chef Gerhard Widder immer wieder, die Einigung könne nur ein erster Schritt sein. Das Thema Arbeitszeit werde die Kommunen weiterhin beschäftigen. Spätestens im Verlauf der Verhandlungen im Rahmen des Tarifvertrages Öffentlicher Dienst im Jänner 2008 werde die Arbeitszeit wieder auf der Agenda stehen, prognostizierte der Mannheimer Oberbürgermeister.
Die Stuttgarter Einigung ist die dritte nach den Abschlüssen in Hamburg und Niedersachsen mit einem Arbeitszeitvolumen von 38,8 und 38,9 Wochenarbeitsstunden. Im Gegensatz zu der Stuttgarter Lösung sahen diese Abschlüsse Staffelungen der Arbeitszeit nach Vergütung, Alter und Familienstand vor.
Weiter geht der Streik unterdessen bei den Landesbeschäftigten Baden-Württembergs, und auch jenen von Rheinland-Pfalz wurden sie nach sieben Wochen laut "ver.di" weiter ausgeweitet.