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"Substanz muss bleiben"

Von Walter Hämmerle

Wissen

Als "schwierigen Lernprozess im Umgang mit der neuen und ungewohnten Selbstständigkeit" beschreibt die ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek die nunmehrigen Erfahrungen mit dem neuen Universitätsgesetz. Sollte die SPÖ bei der Uni-Reform auf radikalen Änderungen bestehen, gibt Brinek Schwarz-Rot keine Chance auf eine Einigung.


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Die akademischen Pilgerreisen an den Minoritenplatz, dem Sitz des Bildungsministeriums, sind endgültig Vergangenheit: Was bisher an den Universitäten üblich war, sich bei Problemen Hilfe suchend an das Ministerium zu wenden, ist mit dem in Kraft treten des neuen Universitätsgesetzes nicht mehr möglich, so Brinek im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Seitdem müssten die Universitäten "ihren eigenen Entscheidungen auch eigene Taten folgen lassen".

Was die bisherigen Erfahrungen mit dem neuen Gesetz angeht, so zeigt sich Brinek zuversichtlich, dass die Unis den Umstellungsprozess professionell bewältigen werden. Schließlich sei das dafür notwendige Wissen ja ausreichend vorhanden, etwa an den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, ist die Wissenschaftssprecherin überzeugt. Jetzt müssten die Universitäten lediglich dieses Wissen auf sich selbst pragmatisch anwenden statt nur akademisch pflegen.

Mit Folgen für die Unireform durch die Wahl eines Koalitionspartners rechnet Brinek nicht. Sollte die SPÖ tatsächlich auf radikalen Änderungen bestehen, gibt sie Schwarz-Rot keine Chance. Allerdings werde sicher - nach einer inneren und äußeren Erfahrungszeit - Bedarf für kleinere Korrekturen sein: "Das Gesetz ist so groß und weit reichend, dass es vermessen wäre zu sagen, daran wird nichts mehr geändert", so Brinek. Nur an die Substanz dürfe nicht mehr Hand angelegt werden.

Sollte sich die ÖVP für die FPÖ entscheiden, werde der eingeschlagene Weg fortgesetzt. Mit den Freiheitlichen habe es in ihrem Bereich eine "pragmatische Zusammenarbeit" gegeben.

"Schade" findet Brinek das Scheitern der schwarz-grünen Alternative. Es wäre "spannend" gewesen, "mit den Grünen unter einer ÖVP-Bildungsministerin zu koalieren". Zumindest auf die Auseinandersetzungen im Parlament sollten die Verhandlungen positive Folgen zeitigen, hofft Brinek, die in der vergangenen Periode mitten im grünen Sektor ihren Sitz hatte.

Der weitere Fahrplan sieht für heuer noch die vollständige Implementierung der Unireform vor: Im Frühjahr wählen die Uniräte aus einem Dreier-Vorschlag der Gründungskonvente die Rektoren, bis spätestens Ende Oktober muss die Wahl der Senate abgeschlossen sein. Diese erarbeiten dann die Satzungen und Organisationspläne für die Unis. Die Leistungsverhandlungen der Universitäten mit dem Ministerium beginnen 2004.