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"Subvention und Luxus sind nicht zu vereinbaren"

Von Veronika Gasser

Wirtschaft
Der Boden der Fertigungshalle glänzt ebenso wie die Motoren der neuen PorscheGeneration, die im Leipziger Werk gefertigt wird. Porsche

Verzicht auf 50 Millionen Euro. | Porsche-Chef will Gehalt nicht nennen. | Leipzig. Seit drei Jahren produziert der Autobauer Porsche, der unlängst bei Konkurrent und Partner VW als Hauptaktionär eingestiegen ist, in Leipzig. Das Werk, in dem der Geländewagen Cayenne und der Sportflitzer Carrera GT zusammengestellt werden, zählt zu den modernsten der Welt.


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Die Porsche-Führung entschied sich bewusst für einen deutschen Standort. "Made in Germany" gilt international als Qualitätssiegel, auf das Wendelin Wiedeking, Chef der Porsche AG, auf keinen Fall verzichten wollte.

Er verzichtete jedoch auf eine staatliche Förderung von 50 Mio. Euro. Mit dem Argument "Subvention und Luxus sind nicht zu vereinbaren" lehnte Wiedeking dankend ab. Statt dessen forderte er das Land Sachsen auf, das Geld in Kindergärten, Schulen und Arbeitslosenprojekte zu investieren.

Der Geheimniskrämer

Doch Wiedeking ist ein Geheimniskrämer, sein Gehalt will er weiterhin nicht öffentlich machen. Dafür nimmt er das Umgehen deutscher Gesetze in Kauf. Die Hauptversammlung des Sportwagenbauers soll am 27. Jänner 2006 beschließen, dass die individuellen Bezüge der Vorstandschefs geheim bleiben. Dafür werden die Mitglieder der Familien Porsche und Ferdinand Piëch - sie haben beim Konzern das Sagen - sorgen. Piëch ist auch Aufsichtsratschef bei VW und deshalb mehrmals ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Alle fünf Vorstände dürfen sich laut Geschäftsbericht über eine Gage von 30 Mio. Euro freuen. Es ist davon auszugehen, dass Wiedeking davon knapp 10 Millionen kassiert. Er gilt damit als einer der bestverdienenden Manager Deutschlands.

Von Anfang an war er überzeugt, dass sich die Leipziger Luxusvehikel in kleiner Stückzahl zu wettbewerbsfähigen Preisen herstellen lassen - ohne auf die Löhne der Mitarbeiter drücken zu müssen. Denn die Komponenten kommen aus einem Werk in Bratislava, die Karosserie wird von VW geliefert.

Pro Tag werden in Leipzig 170 Cayenne gefertigt. Getestet werden sie am 200 Hektar großen Testgelände. Das jüngste Zugpferd bei Porsche Leipzig ist jedoch der Carrera GT, der für 450.000 Euro verkauft wird. Die Auflage ist mit 1.500 Stück begrenzt.

Ein Arbeiter verdient im Schnitt 3000 Euro. Das ist für die Region Leipzig im Osten Deutschlands sehr viel. Daneben erwarten die 800 Arbeiter, davon sind allerdings nur 400 direkt bei Porsche angestellt, noch andere Annehmlichkeiten: Eine günstige Werkskantine und die Weihnachtsgans - ein zusätzliches Gehalt.

Das erklärt auch, weshalb sich 30.000 Personen für die ausgeschriebenen Stellen bewarben.

Das Erfolgsrezept des Porsche-Marketings sind die zufriedenen Kunden und die Fanklubs mit ihren 150.000 weltweiten Mitgliedern. "Die sind alle vom Porschevirus infiziert und stecken andere damit an. Ehrenamtliche sind die günstigsten Werbeträger für unsere Luxusmarken", brüstet sich der Leipziger Marketing-Chef euphorisch.

Dabei spart der passionierte Luxuswagenfahrer auch nicht mit fragwürdigen Vergleichen. "Beim Treffen aller Porschefans fühlt man sich wie der Jäger vor einem Zaun, in den das Wild schon abschussbereit hineingetrieben wurde", frohlockt er. Sein Ziel ist es der "Kannibalisierung" vorzubeugen, wonach ein neuer Porsche den alten ersetzt. Vielmehr schwebt ihm als Ideal der Porsche-Süchtige vor, der in der Garage neben einem 911 einen Boxster und einen Cayenne stehen hat.