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Suche nach anderer "Erde"

Von Hanns-Jochen Kaffsack

Wissen

Die Europäer wollen sich auf die Suche nach einer zweiten Erde begeben. Zwei Raumfahrt-Projekte reifen heran, die eine Antwort auf die ältesten Fragen der Menschheit geben könnten: Ist es denn möglich, dass irgendwo ein der Erde ähnlicher Planet einen Stern umläuft? Gibt es vielleicht am anderen Ende unserer Galaxie Luft und Wasser auf einem Planeten, dessen Atmosphäre Leben möglich macht?


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Die Antworten darauf will die Europäische Weltraumorganisation ESA nicht den Amerikanern überlassen. Dickleibige Machbarkeits-Studien der ESA weisen schon den Weg. Die Projekte heißen "Darwin" und "Eddington".

"Wir müssen nach einer anderen Erde Ausschau halten", erklärt Roger-Maurice Bonnet, langjähriger Direktor des wissenschaftlichen Programms der in Paris ansässigen ESA. "Europas Weltraum-Gemeinde schwärmt von diesen Projekten. Außerdem gilt es, eine Alternative zur technologischen Vormachtstellung der USA zu schaffen." Obwohl allein aus finanziellen Gründen eine internationale Zusammenarbeit im Weltraum angesagt ist, wollen die Europäer deutlicher Flagge zeigen - auch wenn sie mit der mächtigen NASA nicht ganz konkurrieren können.

Zwar haben Wissenschafter in der jüngsten Zeit immer mehr riesige Planeten außerhalb des Sonnensystems aufgespürt, doch keiner hat die Größe der Erde. Dem könnte "Darwin" abhelfen, eine Konstellation aus sechs Teleskopen, die hochpräzise Wellen-Messungen auf dem Feld der so genannten Interferometrie möglich machen sollen. "Darwin" würde also - in etwa 15 Jahren - mit einem schärferen Blick als das Weltraum-Teleskop Hubble Spektrallinien suchen, die nicht denen des Riesen Jupiter ähneln. Venus, Mars und Erde dienen als Vergleich.

"Für die Wissenschaft bedeutet dies eine ernsthafte Suche nach Leben auf anderen Planeten - mit einer wirklich Erfolgschance", hält die ESA fest. Falls im 21. Jahrhundert ein Planet entdeckt wird, der wie die Erde in großen Mengen Ozon, Sauerstoff und Wasser hat, könnte es dort Lebensformen geben. Diskutiert wird, ob die Europäer die Suche im Weltraum gemeinsam mit Amerikanern und Japanern angehen. Gesucht würde dann in einem Radius von etwa 100 Lichtjahren.

"Eddington" dagegen ist ein Solo-Raumfahrzeug, das von Baikonur in Kasachstan aus mit einer Sojus-Fregat-Rakete in das Weltall befördert werden soll. Mit einem Ein-Meter-Spezialteleskop ausgerüstet und weit von der Erde entfernt stationiert, könnte "Eddington" die Schwingung von 50.000 Sternen überprüfen. Das 1,2 Tonnen-Raumfahrzeug soll zudem den möglichen Schwankungen in der Helligkeit von etwa 700.000 Sternen nachgehen. Diese weisen Planeten nach, die - vom Beobachter aus - vor Sternen vorbeiziehen. Eine hoch empfindliche Kamera lichtet dies ab.

"Mit etwas Glück und zusätzlichen Mitteln könnte 'Eddington' in unserem Planungsabschnitt bis 2013 starten", erläutert der Leiter der europäischen Astronomie-Projekte, Sergio Volonte. Dabei stehe gerade dieses Vorhaben in Konkurrenz zu einer ähnlichen Erkundungs-Idee der NASA. Die Vorarbeit für Europas Suche nach einer "anderen Erde" ist bereits weit gediehen. Was noch fehlt, ist der entscheidende Schritt.