)
In Griechenland versucht sich unter der Federführung der Sozialisten, eine neue Bewegung der linken Mitte zu formieren. Am Sonntag entscheidet sich, wer das - noch namenlose - Bündnis anführen wird.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Athen. (n-ost) Fofi Gennimata ist zuversichtlich: "Gemeinsam werden wir es schaffen", rief die Vorsitzende der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) diese Woche ihren Anhängern zu. Die Jugendorganisation der Pasok feierte im "Socialista", einem angesagten Klub im Athener Szeneviertel Gazi.
Es war eine Art vorgezogene Wahlparty: Am Sonntag tritt Gennimata als eine von neun Kandidaten zur Urwahl für den Vorsitz einer neuen politischen Partei an. Einen Namen hat die Gruppierung noch nicht. Sie firmiert einstweilen unter dem Arbeitstitel "Linke Mitte" und will sich als dritte politische Kraft zwischen dem regierenden Linksbündnis Syriza und der oppositionellen konservativen Nea Dimokratia (ND) positionieren.
Um das zu schaffen, muss die neue Partei vor allem unzufriedene Syriza-Wähler gewinnen. Gesucht wird als Parteichef also ein Anti-Tsipras. Gennimata gehört zum Kreis der Favoriten für den Vorsitz der neuen Bewegung. Diese hatte sich im Juni aus mehreren sozialistischen und sozialdemokratischen Splitterparteien formiert.
Pasok träumt von Comeback
Den Kern bildet die Pasok. Sie hofft in dieser neuen Formation auf ein politisches Comeback. Mit stolzen 44 Prozent Stimmenanteil hatte 2009 der damalige Pasok-Chef Giorgos Papandreou die Parlamentswahl gewonnen. Dann brach die Finanzkrise auf, Papandreou - der Sohn des Gründers der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung, Andreas Papandreou - musste auf Sparkurs gehen und unpopuläre Reformen umsetzen. Die Wähler straften ihn grausam ab: Bei den Wahlen vom Januar 2015 stürzte die einstige Volkspartei auf 4,7 Prozent ab.
Vier der neun Kandidaten für den Vorsitz der "Linken Mitte" kommen aus den Reihen der Pasok. Die große Zahl der Bewerber zeigt allerdings auch, dass die neue Bewegung von Geschlossenheit noch weit entfernt ist. Bestimmt wird der oder die Vorsitzende in einer Urwahl. In 982 Wahllokalen dürfen am Sonntag alle wahlberechtigten Griechen abstimmen. Weil im ersten Durchgang wohl keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreichen wird, gehen die beiden führenden Bewerber am Sonntag darauf in eine Stichwahl.
In der Partei hofft man, dass von den knapp zehn Millionen Wahlberechtigten mindestens 200.000 zu den Urnen kommen. An der Wahlbeteiligung wird abzulesen sein, ob die neue Gruppierung überhaupt eine Chance hat. Egal wer den Vorsitz übernimmt: Die neue Partei dürfte es nicht leicht haben. Dass sie an die große Ära der Pasok in den 1980er und 90er Jahren anknüpfen kann, erscheint utopisch.
Rechnet man die Umfragewerte aller beteiligten Einzelgruppierungen zusammen, kommt man gerade mal auf zehn Prozent. Und das Wachstumspotenzial ist begrenzt: Das Tsipras-Bündnis Syriza bewegt sich von einer radikalen linken Bewegung immer mehr in Richtung Sozialdemokratie. Und unter dem liberalen Reformer Kyriakos Mitsotakis öffnet sich zugleich die konservative Nea Dimokratia weiter zur politischen Mitte. Die Partei ohne Namen läuft Gefahr, zwischen diesen beiden Polen zerrieben zu werden.
)
)
)