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Suche nach Geld der Pellets-Anleger

Von Jan Michael Marchart und Werner Reisinger

Wirtschaft
© Laif/Johannes Arlt

Tausende German Pellets-Investoren bangen um ihr Geld.


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Wien/Wismar. Umsätze im dreistelligen Millionenbereich, ein riesiges Wachstumspotenzial und die Gewissheit, in saubere Energie zu investieren - damit brachte der Öko-Riese German Pellets aus Wismar in Mecklenburg-Vorpommern Anleger aus Deutschland, Luxemburg und auch aus Österreich dazu, Millionen zu investieren. Noch im vergangenen September warb Firmengründer Peter Leibold in einem Internet-Video um die Gunst der Anleger: "Ein Anleger, der bei uns sein Geld investiert, investiert in ein stark wachsendes Unternehmen, er investiert in Ökologie und erhält acht Prozent Verzinsung für sein Geld". Jetzt ist im wahrsten Wortsinne der Ofen aus. Vergangene Woche meldete Peter Leibolds German Pellets-Konzern Insolvenz an.

Wie die "Wiener Zeitung" berichtete, bangen bis zu 12.000 Anleger um ihr Geld, es geht um mindestens eine Viertelmilliarde Euro. Die Chancen, etwas von ihrem Geld wieder zu sehen, stehen Experten und Insidern zu folge schlecht. In einer Recherche-Kooperation mit der Wochenzeitung "Die Zeit" durchleuchtete die "Wiener Zeitung" das äußerst komplexe Firmengeflecht rund um German Pellets, in dessen Zentrum die in Wien gemeldete Pele-Privatstiftung steht. Der Stiftung gehören die Pele Holding GmbH sowie die IPBG Pellets Beteiligungs GmbH, die wiederum zwei Pellets-Betriebe in den USA besitzt. Leiterin dieser Firmen war Anna Kathrin Leibold, die Ehefrau des German Pellets-Gründers Peter Leibold. Sie ist zu 40 Prozent am insolventen deutschen Pellets-Riesen beteiligt. Für das Ehepaar Leibold gilt die Unschuldsvermutung.

Noch keine Österreicher im Visier der Staatsanwaltschaft

Über die Pele-Privatstiftung und die IPBG Pellets Beteiligungs GmbH flossen Gelder in die USA, genau das könnte den Gläubigern nun zum Verhängnis werden. Denn durch das komplexe Firmengeflecht sind die Betriebe in den USA, genauer gesagt in Texas und Louisiana, vom Mutterkonzern getrennt. Es ist deshalb mehr als fraglich, ob das so abgeflossene Kapital in die Insolvenzmasse miteinbezogen wird. Die Anleger könnten durch die Finger schauen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Rostock, in Österreich sind laut deren Sprecher aber bis dato noch keine Ermittlungen aufgenommen worden.

German Pellets Anleihen wurden zuletzt von der Quirin Privatbank mit Sitz in Berlin und von der Frankfurter Steubing AG vertrieben. Unklar bleibt zur Zeit, wie viele österreichische Kleinanleger Geld bei German Pellets investiert haben. Laut Georg Rathwallner, dem Leiter des Konsumentenschutzes der oberösterreichischen Arbeiterkammer, gibt es bisher noch keine Anfragen von Betroffenen. "Bei Insolvenzen dauert es meist mindestens zwei bis drei Wochen, bis sich Inhaber von Wertpapieren wie Anleihen oder Genussscheinen bei uns melden." Insgesamt wurden in Österreich drei Anleihen von German Pellets bei der Kontrollbank notifiziert. Die Anleihen wurden 2011, 2013 sowie 2014 begeben.

Man arbeite daran, für die Inhaber von Anleihen ein Informationsportal im Internet aufzubauen, so ein Insider zur "Wiener Zeitung". Gerade einmal 5000 Euro an Barvermögen hatte German Pellets zum Zeitpunkt der Insolvenz noch zur Verfügung. Um den Betrieb weiterzuführen, reicht das natürlich bei Weitem nicht. Wie man den Holzstäbchen-Komplex zumindest weitgehend wieder zum Laufen bringt, beschäftigt die vom Gericht Schwerin bestimmte Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case. Dafür werden gerade entsprechende Geldmittel gesucht. Diese könnte man durch einen Verkauf von Fertigwarenbeständen einsammeln.

Ein German Pellets-Insider äußert aber den Einwand, dass davon nicht mehr viel da sein könnte, da die Produktion schon vor längerer Zeit stark zurückgefahren wurde. Weitere Möglichkeiten wären Fremdmittel von Investoren beziehungsweise der Verkauf von Werksstandorten. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass es das insolvente German-Pellets-Unternehmen in seiner jetzigen Form weiter geben wird. Der Verkauf der Werke könnte gut funktionieren: Schließlich sind die Standorte zum Teil noch recht jung und daher industriell auf einem modernen Stand, so die Einschätzung. Immerhin erhalten die Mitarbeiter von German Pellets ihre Löhne. Durch das staatliche Insolvenzgeld seien die Gehälter der 280 Beschäftigten bis mindestens Ende März gesichert, bestätigte am Donnerstag Insolvenzverwalterin Schmudde.