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Suche nach neuen Konzepten für die Lehrlingsausbildung

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Unternehmerisches Denken, Prozess- und Fachkompetenz sowie Teamfähigkeit: Das sind die - hohen - Anforderungen, die von Unternehmen heute an Lehrlinge gestellt werden. Grund genug für BMW Motoren, eine Fachtagung zum Thema "Lehrlingsausbildung - Quo vadis" zu veranstalten und mit Personalchefs und Lehrlingsausbildnern, Lehrern von Berufsschulen und Polytechnischen Lehrgängen sowie Vertretern von Wirtschafts- und Arbeiterkammern über die Zukunft der Lehrlingsausbildung zu diskutieren.


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"Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital, und die Förderung des Nachwuchses ist uns ein großes Anliegen", stellte BMW Motoren Geschäftsführer Wolfgang Kropf bei der Tagung am 8. März 2001 im Motorenwerk in Steyr klar.

In den vergangenen Jahren hat BMW Motoren rund 280 Lehrlinge ausgebildet. Derzeit absolvieren im größten Motorenwerk des Automobilherstellers rund 80 junge Menschen in elf verschiedenen Berufen eine Lehre. Etwa 90 Lehrlingsbetreuer kümmern sich um die jungen Mitarbeiter. Insgesamt sind im BMW-Konzern derzeit rund 3.000 Lehrlinge tätig.

Von den rund 50 Mill. Schilling, die das Unternehmen jährlich insgesamt für die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ausgibt, fließen rund 13 Mill. Schilling in die Lehrlingsausbildung. Nach einem erfolgreichen Abschluss und persönlicher Eignung sei den jungen Menschen ein Arbeitsplatz sicher, heißt es von BMW.

Um den Qualifikationsbedarf im Strukturwandel der heutigen Informationsgesellschaft und die demographische Entwicklung geht es Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl in der Frage der Lehrlingsausbildung. Problematisch für die Wirtschaft könnten die zahlenmäßig relativ schwachen Altersjahrgänge werden, warnt er. Nachsatz: Zumal die Anforderungen nicht geringer werden.

Kooperationen Unternehmen-Schulen

BMW etwa begnügt sich in seiner Lehrlingsausbildung nicht mit vorgeschriebenen fachlichen Lehrinhalten. Zusätzlich werden die Lehrlinge in Bereichen wie Präsentationstechniken, Gruppenarbeit, Qualitäts- und Umweltmanagement und Kontinuierlicher Verbesserungsprozess ausgebildet. Alles im Sinn der zentralen Anforderungen Fachkompetenz, Teamfähigkeit und unternehmerisches Denken. Auch ein internationales Lehrlingsaustauschprogramm wird angeboten. Damit werde die Handlungskompetenz, Motivation und Leistungsfähigkeit der jungen Menschen erhöht, so das Management - und die Lehre werde attraktiver. Der Weg zu einer größeren Attraktivität führt für Kropf vor allem über eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Schulen. Die Lehrinhalte in den Berufsschulen - die der beruflichen Praxis oft nicht mehr entsprechen - müssten dringend aktualisiert werden und zusätzliche Inhalte wie EDV, Internet und Fremdsprachen verstärkt integriert werden.

Die Förderung von neuen Formen der Ausbildung hält Kropf für eine ebenso interessante Möglichkeit. Für Maturanten sollte eine Lehre eine attraktive Alternative zu einem Studium sein, um dadurch auch künftig qualifizierte Fachkräfte für die Wirtschaft zu sichern, meint Kropf. Nicht zuletzt sei die Politik gefordert, neue Konzepte für die Zukunft zu erarbeiten und die Unternehmen zu entlasten. Die Kosten für die Lehrlingsausbildung müssen vor allem von den Unternehmen selbst getragen werden, kritisiert Kropf. Zusätzlich müssen die Betriebe die Internatskosten übernehmen, während die Lehrlinge die Berufsschule besuchen.

Initiativen gegen Fachkräftemangel

Um den bestehenden Fachkräftemangel in Österreich wenigstens in Zukunft etwas abdämpfen zu können, bemühen sich die Industriebetriebe mit zunehmendem Engagement um Ausbildungsinitiativen auch abseits der öffentlichen Schiene. Gemeinsam ist allen Betrieben das Bedürfnis nach verstärkter Praxisnähe. Wie bei BMW wird bei der Lehrlingsausbildung auf Kenntnisse, die über die übliche Anforderungen hinausgehen und speziell in der eigenen Fertigung gefragt sind, besonderer Wert gelegt. Klein- und Mittelbetriebe versuchen ebenso wie Großkonzerne schon frühzeitig ihren Bedarf an Spezialisten langfristig abzusichern. Für die steirisch-kanadische Tesma heißt das etwa, dass die Ausbildung zum Werkzeugtechniker ergänzt wird durch Elemente aus Maschinenbau, Elektrotechnik und technischer Konstruktion. Der Magna-Konzern bietet seinen Mitarbeitern einen umfassenden Trainingskatalog, aus dem Standorte ausgewählt werden können.

Vorbild Miba-Bildungszentrum

Vorbild für viele Unternehmen ist auch das erst unlängst gestartete Bildungszentrum von Miba. Der Automobilzulieferer bietet in seinem im Oktober 1999 eröffneten Zentrum im oberösterreichischen Laakirchen neben einer stark erweiterten Lehrlingsausbildung über 50 unterschiedliche Seminare und Kurse zur Auswahl, auch für Nachwuchsführungskräfte. Zudem werden Fachhochschul-Stipendien, Sprachkurse und Traineeprogramme im In- und Ausland sowie Job-Rotationen offeriert. Ein Engagement in Millionenhöhe, das sich bereits herumgesprochen hat: Miba-Chef Peter Mitterbauer erhielt im Vorjahr für seine Initiative den renommierten "Knowledge-Preis".