Busek regt Platz bei tschechischer Schule an - Rot-Grün für zentralen Ort.
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Wien. Das Rennen um die erste Vaclav-Havel-Straße weltweit machte die polnische Hafenstadt Danzig: Noch bevor der verstorbene ehemalige tschechische Präsident am 23. Dezember begraben war, wurde vergangene Woche die Straßenbenennung in einem Neubaugebiet verkündet. Mittlerweile wird auch in der Bundeshauptstadt Wien diskutiert, ob und in welcher Form Havel mit einer Platz- oder Straßenbenennung gewürdigt werden soll - frühestens zum ersten Todestag könnte das Vorhaben umgesetzt werden.
Ein Vorstoß kommt vom früheren Vizekanzler und ÖVP-Wien-Chef Erhard Busek: "Ich wäre sehr dafür, dass Havel in Wien diese Ehre zuteil wird", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Mit Havel verband Busek nicht nur eine Freundschaft ("Zu einer Zeit, als ihn noch nicht alle als berühmt angesehen haben"), sondern auch eine gemeinsame politische Vergangenheit. Immerhin war es Busek, der im Jänner 1990 als Wissenschaftsminister als erstes österreichisches Regierungsmitglied vom damals neu gewählten tschechoslowakischen Staatspräsidenten Vaclav Havel empfangen wurde.
Bei einer würdigen Stätte für Havel in Wien gibt sich Busek nicht allzu wählerisch: "Es muss nicht zwingend die Innenstadt sein, ich würde daraus auch keine Prinzipienfrage machen." Ad hoc vorstellbar wäre für den früheren Vizekanzler ein Platz im Bereich der tschechischen Schule in der Schützengasse im dritten Bezirk.
Kulturstadtrat für
posthume Würdigung
Der für Namensbenennungen zuständige Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) äußert sich zu dem Ansinnen grundsätzlich positiv: "Eine posthume Würdigung ist für uns vorstellbar", heißt es aus seinem Büro. Die Schwierigkeit werde dabei wohl sein, eine adäquate, möglichst prominent gelegene Fläche zu finden: "Das war so ein wichtiger Mann, da kann man nicht irgendwas nach ihm benennen. Es muss seiner Person angemessen sein." Möglich sei aber auch, dass etwa eine Brücke oder ein anderes Bauwerk künftig Havels Namen trägt.
Das Prozedere in Wien sieht vor, dass sich nach einem Antrag aus dem zuständigen Bezirk der Ausschuss für Verkehrsflächenbenennung mit dem Vorhaben befasst. Bedingung ist, dass niemand seine postalische Adresse ändern muss - weshalb in der Regel entweder neue Stadtteile oder bisher unbenannte Flächen in Frage kommen. Zudem ist es Usus, dass eine Namensgebung frühestens zum ersten Todestag erfolgt. "Dieses Trauerjahr würde auch bei Havel abgewartet. Bei Zilk haben wir auch ein Jahr gewartet", so das Büro von Mailath-Pokorny.
Der grüne Klubchef David Ellensohn sieht in der Wartefrist auch Positives: "Wir werden dieses Jahr nützen, um einen geeigneten Platz zu finden. Letztlich wird die rot-grüne Stadtregierung einen würdigen Ort finden", ist Ellensohn überzeugt. Er plädiert auch für eine möglichst zentral gelegene Fläche: "Bei jemandem, der nicht von Wien ist, muss man einen so zentralen Ort finden, dass er von Touristen erreicht wird." Zustimmung kommt auch vom designierten Wiener ÖVP-Obmann Manfred Juraczka: "Es ist durchaus überlegenswert, diesen großen Europäer in Wien entsprechend zu ehren."