Zum Hauptinhalt springen

Südafrika - Ein Land im Wandel

Von Gerhard Hain

Wirtschaft

Wer in der Regenbogennation Geschäfte machen will, sollte auf eine große kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt gefasst sein.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 hat der größten afrikanischen Wirtschaftsmacht Südafrika einen weiteren kräftigen wirtschaftlichen Impuls verliehen, durch den sich auch für Österreich große Chancen ergeben. Der 50-Millionen-Einwohner-Staat beherbergt nur rund fünf Prozent der gesamtafrikanischen Bevölkerung, trägt aber mehr als ein Viertel zum Bruttonationalprodukt Afrikas bei und ist auch der weitaus wichtigste Exportmarkt für österreichische Produkte auf diesem Kontinent.

Die wechselvolle Geschichte dieses Landes von der holländischen Einwanderung über die britische Kolonialisierung, Burenkriege, Einführung und Ende der Apartheid, haben zu einer großen kulturellen und gesellschaftlichen Vielfalt geführt, vor allem innerhalb der schwarzen und farbigen Mehrheit, die sich seit dem Ende ihrer Unterdrückung wieder ihrer afrikanischen Identität mit ihren alten und regional verankerten Traditionen bewusst wird. So finden gerade in diesen Wochen überall in der Kapprovinz Weinlesefeste der lokalen Bevölkerung statt.

Es gibt in Südafrika neben Zulu, Xhosa, Afrikaans und Englisch noch 7 weitere Amtssprachen, aber die kulturelle Vielfalt Südafrikas beschränkt sich nicht nur auf sprachliche Unterschiede: Jede der vier großen ethnischen Gruppen der schwarzen Bevölkerung hat ihre eigenen Rituale, Verhaltens- und Kommunikationsformen. Auch unter den drei Millionen Farbigen gibt es je nach Abstammung und Wohngebiet große Unterschiede, ebenso bei den Weißen zwischen den Nachkommen der Buren und den Engländern. Weiters wohnen eine Million Inder in Südafrika.

Die Vergangenheit prägt das Land noch heute

Das Ende der Apartheid vor 20 Jahren hat zwar die rechtliche, aber bis heute noch nicht die gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Diskriminierung der schwarzen und farbigen Einwohner Südafrikas vollständig beseitigt. Dieses wunderschöne und reiche Land befindet sich nach wie vor in einem permanenten Wandel, der noch lange andauern wird. Was gestern richtig war, kann heute zweifelhaft und morgen falsch sein. Daraus ergeben sich für ausländische Unternehmen oft viele Probleme, aber bei permanenter Anpassung größere Chancen als in vielen anderen Entwicklungsländern.

Auch wenn die meisten Südafrikaner beim ersten Kontakt unkompliziert und aufgeschlossen sind, muss man für die Entwicklung verlässlicher geschäftlicher Beziehungen mit dem Milieu, vor allem aber mit dem gesellschaftlichen und historischen Bewusstsein seiner Gesprächspartner vertraut sein. Nostalgische Sehnsucht nach früheren Vorrechten bei den einen, vor allem aber Erinnerungen an eine jahrzehntelange willkürliche Diskriminierung bei der Mehrheit bestimmen bewusst oder unbewusst immer noch, und wahrscheinlich für lange Zeit, Verhalten und Reaktionen vieler Menschen.

Gespräche oder gar Diskussionen über die Apartheid sind also tunlichst zu vermeiden, ebenso über das kontroverse Thema HIV/Aids. Verhandlungen mit Regierungsstellen sollten Sie, wenn immer möglich, zusammen mit Ihrem südafrikanischen Partner führen, dem Sie nach vorheriger Festlegung der Themen dann die Gesprächsführung weitgehend überlassen.

Das gesellschaftliche Leben hat viel Ähnlichkeit mit den USA. Sie werden wahrscheinlich bald zu einer Grillparty eingeladen werden, bei der die Atmosphäre meist sehr locker und informell ist. Für geschäftlichen Besprechungen sollten Sie aber immer korrekt gekleidet sein, in Anzug mit Krawatte oder Kostüm.

Gerhard Hain ist Managing Partner der Unternehmensberatung ti communication Dr. Fischhof GmbH in Wien. www.ticommunication.eu E-Mail: wien@ticommunication.eu