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Vorbereitungen zu Sudan-Konferenz, die für Oktober in Wien geplant ist.
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"Wiener Zeitung":Warum sind Sie in Österreich?Ali Ahmed Karti: Es gibt hier ein ehrliches Interesse an Frieden im Sudan. Wenn Sie jemanden finden, der ihre Position versteht und bereit ist, zu helfen, ist es leicht, die Zeit zu finden, ihn zu besuchen. Schon vor der Sezession des Südsudan hat es hier in Österreich entsprechende Gespräche mit der Österreichischen Volkspartei und der österreichischen Regierung gegeben. Die führen wir fort.
Und was ist das Ergebnis dieser Gespräche?
Die Grundidee ist, eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen Sudan und Südsudan zu schaffen, die zu guten Beziehungen führt. Beide können von den Ressourcen des jeweils anderen profitieren. Das war eine Initiative von Österreich, das ein sehr engagierter Partner ist. Diese Idee ist nun auch von anderen europäischen Staaten aufgegriffen worden.
Können Sie konkrete Schritte nennen?
Wir wollen im Oktober in Wien eine Konferenz zur Wirtschaft des Sudan abhalten und Wirtschaftsforen die Ressourcen des und Geschäftsmöglichkeiten im Sudan näherbringen.
Welche Wirtschaftszweige haben Sie da im Auge und wie soll sich das auf den Frieden auswirken?
Wir haben viele Ressourcen, dazu gehören Erdöl, Bergbau und Landwirtschaft. Wenn sich die wirtschaftliche Lage im Land bessert, hilft das natürlich, die Altlasten des Krieges zu überwinden. Wir haben uns lange mit dem Südsudan bekriegt. Da hat es so viele Versprechen gegeben - auch von Europa und den USA -, dass man Hilfe anbieten würde, sobald der Krieg beigelegt ist. Jetzt ist der Krieg vorbei, aber nichts ist geschehen. Daher versuchen wir, eine Alternative zu finden.
Haben Sie Gespräche mit der OMV geführt?
Nein, noch nicht. Das Ganze bewegt sich noch auf der politischen Ebene.
Landwirtschaftlich geht es um Zucker?
Ja, aber es kann alles sein: Weizen, Reis, es gibt so viele Möglichkeiten.
Noch gibt es aber militärische Auseinandersetzungen an der Grenze mit Südsudan. Die UN-Botschafterin der USA, Susan Rice, hat noch vor kurzem erklärt, das Risiko sei hoch, dass zwischen Sudan und Südsudan ein Krieg ausbricht.
Susan Rice hatte nie eine Ahnung vom Sudan. Leider, aus mangelndem Wissen und mangelnder Information, ist es zu Eskalationen gekommen. Aber ich würde hoffen, dass sie und andere wissen, dass wir keinen Krieg führen werden. Susan Rice weiß, wer die Kämpfe angezettelt hat und, dass der Südsudan hinter all der Aggression steckt. Schauen Sie, was in den (dem Sudan zugesprochenen, Anm.) Regionen Süd-Kordofan und Blauer Nil geschehen ist. Südsudan hat seine Streitkräfte dort belassen. Der ist nicht glücklich mit der Situation und war der Ansicht, dass diese Bundesstaaten Teil des Südens sein sollten. Südsudan beherbergt auch jetzt noch Rebellen aus Darfur. Susan Rice sollte wissen, dass das kein Problem ist, das von beiden ausgeht, sondern ausschließlich vom Süden. In diesem Kontext sollte das Thema auch behandelt werden. Aber ich garantiere Ihnen: Es wird zu keinem ausgewachsenen Krieg kommen, zumindest nicht von unserer Seite. Das wäre gar nicht logisch. Wir haben den ganzen Süden aufgegeben und damit auch dessen Ressourcen. Nachdem wir all das geopfert haben, werden wir doch nicht Krieg führen. Das wäre ein doppelter Verlust.
Apropos Opfer: Können Sie sich vorstellen, Präsident Omar al-Bashir an den Internationalen Strafgerichtshof auszuliefern?
Nein. Wir haben ihn nicht geopfert und wir werden ihn nicht opfern. Warum sollten wir einen gewählten Präsidenten ausliefern?
Ihre Regierung fährt derzeit ein hartes Sparprogramm. Es ist deswegen bereits zu Protesten gekommen. Normale Unmutsäußerung oder Einfluss von außen?
Es ist ganz normal, dass sich Menschen, die es gewohnt sind, dass gewisse Waren subventioniert und zu bestimmten Preisen angeboten werden, aufregen, wenn diese Subventionen wegfallen. Das ist ihr Recht. Sie müssen aber auch verstehen, dass wir uns den Gegebenheiten anpassen müssen. Ja, es ist hart, aber es ist nicht nur hart für uns, sehen Sie sich Europa an. Die ganze Welt geht durch schwere Zeiten.