"Die Regionen Südostasiens sind weltwirtschaftlich auf der Überholspur", betonte Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) in der Wirtschaftskammer (WKÖ) gestern in einer Pressekonferenz. Mit 14,7% haben Österreichs Exporte nach Südostasien im vergangenen Jahr ihr bisher stärkstes Wachstum verzeichnet. Die heimischen Importe fielen um 14,3% auf 1,28 Mrd. Euro. "Mit einem leichten Defizit von 50 Mill. Euro haben wir somit eine fast ausgeglichene Handelsbilanz mit diesen Regionen", erklärte Koren.
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Kleiner Wehrmutstropfen: Würde der Euro im Schnitt bei 1,20 US-Dollar liegen, könnten die heimischen Exporte noch besser ausfallen, hieß es seitens der Handelsdelegierten. Für das laufende Jahr werden für die einzelnen Staaten Südostasiens (u.a. Iran, Indien, Thailand, Indonesien, Malaysia, Singapur Philippinen), Wachstumsraten von 6 bis 9% prognostiziert. Die WKÖ werde sich auf diese Regionen konzentrieren, sagte Koren.
Im vergangenen Jahr war der Iran das wichtigste Exportland für Österreich. Insgesamt wurden Waren im Wert von 318 Mill. Euro ausgeführt, ein Plus von 43,5% gegenüber 2002. Nach Indien, dem zweitwichtigsten Handelspartner in dieser Region, gingen Exporte in der Höhe von 194 Mill. Euro, um etwa 5,6% mehr als 2002. Im vergangenen Jahr wurden mit einem Volumen von rund 194 Mill. Euro etwa 5,5% mehr Waren von Österreich nach Indien exportiert als 2002. Chancen für Österreichische Unternehmen sieht Koren speziell in den Bereichen Bahn und Umwelt: "Indien plant eine Verdoppelung der Fahrgeschwindigkeit seiner Züge und es gibt ein gesteigertes Umweltbewusstsein." Der österreichische Handelsdelegierte für Indien, Sepp Dabringer, beurteilt den Plan bezüglich der Fahrgeschwindigkeit als zwar "utopisch". Potenzielle Aufträge für heimische Unternehmen gebe es aber genug, stimmt er mit Koren überein: Mehrere österreichische Betriebe nahmen bzw. nehmen an Ausschreibungen für das größte Bahnnetz Asiens (und viertgrößtes der Erde), das rund 65.000 Kilometer umfasst, teil: so etwa Kapsch im Bereich Funksysteme und die Kranfirma Palfinger bei Brücken-Projekten. Plasser&Theurer, weltweit größter Produzent von Gleiserhaltungs- und -baumaschinen sei - Zitat Dabringer - "Haus- und Hoflieferant Indiens". Durch bilaterale Abkommen kämen österreichische Firmen früher an Informationen und Pläne, erläutert Dabringer. Für die erste, 2002 in Betrieb genommene, Linie der Delhi-Metro wurden u.a. Weichen sowie Rolltreppen von österreichischen Unternehmen geliefert.
Wie sieht es mit der oft zitierten indischen Korruption aus? "Korruption ist keine indische Spezialität. Kleine Gefälligkeiten fließen für die jeweiligen Firmen in die Kalkulation, das spielt keine große Rolle", sagt Dabringer. Problematischer beurteilt er den "häufigen Wechsel von Ansprechpersonen", damit niemand "zu machtvoll" werde. "In meiner vierjährigen Zeit als Handelsdelegierter in Delhi hatte ich mit sechs Eisenbahndirektoren zu tun." Vom Ausgang der Parlamentswahlen im April und Mai erwartet sich Dabringer Auswirkungen auf die Reform- und Liberalisierungspläne. Er rechnet dem derzeitigen Premier Atal Behari Vajpayee gute Chancen aus. Vajpayee verfolgt einen liberalen Wirtschaftskurs: Die Unterzeichnung von Freihandelsabkommen könnten scheinbar nicht schnell genug gehen, heißt es in der indischen Zeitschrift "Outlook" von Mitte März, die diesbezüglich Sorgen äußert: Zollfreie Importe könnten günstiger als "Made in India-Produkte" werden. Dabringer sagt gegenüber der "Wiener Zeitung", er glaube nicht, dass Indien auf der Strecke bleibe: "Indien ist sehr geschickt, etwas freizugeben, aber gleichzeitig zu schauen, wie das Freigegebene im Griff gehalten werden kann."
Für das Finanzjahr April bis März rechnen staatliche Statistiker mit einem Wirtschaftswachstum von 8,5%. Als Gründe für das weltweit zweit-beste Ergebnis nach China nannte der indische Finanzstaatssekretär niedrige Zinsen, eine Liberalisierung der Importe und gute Ernten.