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Südtirol trauert um den "Vater der Autonomie"

Von Rainer Mayerhofer

Europaarchiv

Tod nach Sturz im Alter von 96 Jahren. | 34 Jahre lang SVP-Obmann, 28 Jahre Landeshauptmann. | Bozen/Wien. Silvius Magnago war über mehr als drei Jahrzehnte hinweg das politische Gesicht Südtirols, dessen Autonomie er in zähen Verhandlungen erstritt. Am Montagmorgen ist er an den Folgen eines Sturzes, den er eine Woche zuvor erlitten hatte, im Alter von 96 Jahren in einem Bozener Spital verstorben.


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Der am 5. Februar 1914 als Sohn eines italienischen Vaters und einer Südtiroler Mutter im damals noch österreich-ungarischen Meran geborene Magnago schloss 1940 in Bologna sein Jus-Studium ab. 1943, nach der deutschen Besetzung Norditaliens, wurde er als Soldat einberufen und nach der Eheschließung mit seiner aus Borbeck bei Essen stammenden Frau Sophia an die Ostfront geschickt, wo er im Dezember 1943 schwer verwundet wurde und ein Bein verlor.

Seine politische Karriere startete Magnago 1947 als Gemeinderat in Bozen. Bei den im Jahr darauf stattfindenden Gemeinderatswahlen wurde er bereits zum Vizebürgermeister gewählt. Gleichzeitig wurde er Landtagspräsident. Im Mai 1957 folgte er dem nicht mehr antretenden Toni Ebner als Obmann der SVP nach, an deren Spitze er nahezu 35 Jahre lang, bis zum 27. April 1992, stand.

Magnagos große Stunde kam bereits im ersten Jahr seiner SVP-Obmannschaft, als er am 17. November 1957 vor rund 35.000 Südtirolern auf Schloss Sig-mundskron seine legendäre Parole "Los von Trient" ausgab. Im aufgeheizten Klima, das Ende der 50er Jahre in Südtirol herrschte, war es für Magnago, der Ende 1960 Landeshauptmann von Südtirol wurde - und es bis zum 17. März 1989 blieb - nicht immer leicht, die Heißsporne unter seinen Landleuten, die für die Selbstbestimmung eintraten, im Zaum zu halten. Die langwierigen Verhandlungen zwischen Bozen, Wien und Rom um das Südtirol-Paket, die von Anschlägen der sogenannten Bumser überschattet wurden, führten schließlich 1969 zum Abschluss des Südtirol-Pakets. Am 22. November 1969 gelang es dem pragmatisch argumentierenden Magnago in der entscheidenden Landesversammlung, eine dünne Mehrheit von 52,8 Prozent für die neue Südtirol-Autonomie mit 137 Schutzbestimmungen zu erzielen. Zuvor hatte unter den Südtirolern ein heftiger Streit um Annahme oder Ablehnung des Pakets getobt. Peter Brugger, der die Gegner anführte, beendete mit einem historischen Handschlag mit Magnago den Streit.

Magnago galt seither als "Vater der Südtirol-Autonomie". "Silvius Magnago war Südtirol", sagte sein Nachfolger, Landeshauptmann Luis Durnwalder. Ihm sei es zu verdanken, dass Südtirols Autonomie sich unter schwierigsten Vorzeichen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt habe.

Auch Österreichs Spitzenpolitiker würdigten den verstorbenen Alt-Landeshauptmann: Magnago habe bei aller Zielstrebigkeit in der Sache auch nie das Anliegen der Verständigung und des Ausgleichs aus den Augen verloren, sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Bundeskanzler Werner Faymann bezeichnete ihn als einen der großen Männer des Ausgleichs, Vizekanzler Josef Pröll sprach von einem großen Politiker, der Zeit seines Lebens das Einende vor das Trennende gestellt hat.