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Südtirol und Nordtirol - ein Bildungsvergleich

Von Reinhard Göweil

Politik

Mehr Wochenstunden in der Volksschule - halb so viele Risikoschüler.


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Innsbruck/Bozen. Die Pisa-
Studie diente als Basis für einen vom Sozialforschungsunternehmen Sora durchgeführten Vergleich zwischen Südtirol und Nordtirol. Denn Südtirol weist nur halb so viele Risikoschüler mit schlechten Leseleistungen auf wie Nordtirol. Auch bei Spitzenleistungen liegt Südtirol leicht vorne, so das Ergebnis der Untersuchung.

Da niemand annehmen wollte, dass die Nordtiroler dümmer sind, wurden die Unterschiede untersucht. Einer davon: Südtirol bietet eine Gesamtschule an. Die Volksschule in Südtirol hat 28 Wochenstunden, in Nordtirol sind es lediglich 23. Diese Zeit wird dem Sprachunterricht gewidmet. In Südtirol wird sieben Stunden pro Woche Deutsch und sieben Stunden Italienisch unterrichtet, ab der 3. Klasse kommt Englisch dazu.

Fehlendes Angebotan höheren Schulen

In den Städten - vor allem Wien - haben bis zur Hälfte aller Volksschüler Deutsch nicht als Muttersprache erlernt. Conclusio von Sora-Chef Günther Ogris: "Hätten wir das Schulsystem Südtirols, würde das Erlernen einer zweiten Sprache nicht als Hindernis, sondern als Vorteil wirken."

Ein zusätzlicher Nachteil entsteht - etwa in Tirol - durch das fehlende Angebot an höheren Schulen. Die Statistik dazu: Im Burgenland machen 58 Prozent der Mädchen Matura, in Tirol sind es bei den Burschen 28 Prozent. Die Großelterngeneration im Burgenland gehört aber zu den ärmsten mit der schlechtesten Ausbildung, die Vererbung von fehlender Bildung ist also kein Naturgesetz, folgert Ogris, der die Zahlen beim Sozialpartner-Dialog in Bad Ischl präsentierte. Jugendliche im Burgenland und in Kärnten sind allein wegen des Schulangebots bevorzugt. Kinder aus Tirol, Vorarlberg und Wien haben es da schwerer.

Um aufzuholen, wären in diesen Bundesländern wenigstens 15 neue Schulen, die zur Matura führen, nötig. Vorarlberg ist gerade dabei, den Rückstand aufzuholen. Das westlichste Bundesland bietet bundesweit das umfangreichste Angebot an ganztägigen Schulen an, stellte Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske fest.