Boston - Der letzte Präsident Südvietnams, Nguyen Van Thieu, ist Samstag in einer Bostoner Klinik im Alter von 78 Jahren gestorben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der am 5. April 1923 als Sohn eines Fischhändlers geborene Van Thieu hatte nach seiner Ausbildung in der Handelsmarine-Akademie und der Nationalen Militärakademie an der Seite der Franzosen in der Auseinandersetzung mit den Vietminh-Streitkräften teilgenommen. In den späten Fünfzigerjahren wurde er an amerikanischen Militärakademien weiter ausgebildet und wirkte im November 1963 maßgeblich am Putsch gegen den südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dienh Diem teil. Nach dem Militärputsch im Juni 1965 rückte er in die Position des Staatsoberhauptes auf. Er versorgte zahlreiche Familienmitglieder mit einflussreichen Posten und besetzte fast alle Provinzchefposten mit ihm genehmen Militärs. Bei der Präsidentenwahl im Jahr 1971 schuf er sich ein eigenes Wahlgesetz, das seinen stärksten Konkurrenten, Regierungschef Nguyen Cao Ky, aus dem Rennen warf. Am 21. April 1975 trat er unter starkem militärischen und innenpolitischem Druck von seinem Amt zurück. Neun Tage später kapitulierte Saigon.
Nach kurzem Aufenthalt in Taiwan emigrierte er später nach London und dann in die USA, wo er sich in der Umgebung Bostons niederließ.