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Der Fasching ist endlich vorbei, Zeit wieder einmal für schweren Heringsschmaus - und schwermütiges Fernsehprogramm. So scheinen es sich die Verantwortlichen der diversen TV-Anstalten jedenfalls gedacht zu haben. Am Aschermittwoch wurde sogleich mit "Stauffenberg" (ORF 2, ARD) ein aufwändiges Geschichtsdrama vorgeführt und auch der Donnerstag war mit Sendungen wie "Hilfe! Schwiegermutter kommt!" (RTL 2), "Das ZDF-Wunschkonzert der Volksmusik" oder "Vera" (ORF 2) auf Sühne eingestellt. Gut, wir haben es verdient, wir ewig maulende und nie wirklich ganz zufrieden zu stellende Konsumenten, auch wenn wir uns an den gebotenen Narreteien der Tage davor nicht ergötzt haben.
Aber ganz so streng wird der Beginn der Fastenzeit doch nicht begangen. Das Fernsehen ist nämlich wie das Wetter: immer wechselhaft. Deswegen sind heitere Augenblicke auch an Tagen wie Allerheiligen, Aschermittwoch oder Karfreitag im TV anzutreffen, ist doch ein depressiv abgestimmtes Programm nicht unbedingt quotenfördernd - und würde auch die Werbewirtschaft verstimmen. Dessen war sich der ORF am Mittwoch bewusst, als er betont feinfühlend im Hauptabend von ORF 1 Julia Roberts ("I Love Trouble - Nichts als Ärger") als Alternative zu "Stauffenberg" antreten ließ. Wobei das Match Hollywood versus historisches Doku-Drama mit 27 zu 33 Prozent Marktanteil überraschend klar an die deutschsprachige Produktion ging.