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An allem ist offenbar das Fernsehen schuld. So haben Meinungsforscher jüngst herausgefunden, dass deutsche Ehepaare immer weniger miteinander sprechen. In den 50er Jahren, als noch nicht in jedem Wohnzimmer ein TV-Gerät stand, hatten sie einander offenbar noch mehr zu sagen gehabt. Und von den fernen Fidschi-Inseln erreichte uns kürzlich die Meldung, dass das dort eben erst eingeführte Fernsehen zu einem vermehrten Auftreten von Magersucht - besonders bei Mädchen und jungen Frauen - geführt habe: Das in den TV-Serien und Filmen propagierte westliche Schönheitsideal habe die traditionellen Vorstellungen über Aussehen und Körpergewicht der Insulaner innerhalb kürzester Zeit verändert.
Dass gewalttätige und brutale Szenen in Fernsehfilmen zu einer Verrohung der Gesellschaft führe, Aggressionen auslöse und Nachahmungstätern als Vorbild diene, ist ebenfalls immer wieder zu lesen, obwohl der direkte Nachweis dafür schwer zu erbringen ist. Daraus, dass die Werbung für bestimmte Genussmittel in den Medien immer mehr eingeschränkt oder gar zur Gänze verboten wird, darf man folgern, dass das Fernsehen auch für übermäßigen Tabak- und Alkoholkonsum verantwortlich gemacht wird. Weiters wird dem Fernsehen - Stichwort Musikantenstadelei - die Verdodelung der Volksmusik zur volksdümmlichen Musik angelastet, wie überhaupt die zunehmende Verblödung des Fernsehpublikums als Endzweck heraufbeschworen wird. An all dem mag etwas Wahres daran sein. Und dennoch schalten wir immer wieder das TV-Gerät ein. Das Fernsehen hat eben auch seine guten Seiten. Davon demnächst mehr.