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Früher war auch im Heer oft abschätzig die Rede von der "Sunshine-Mission". Gemeint war der Blauhelm-Einsatz auf Zypern, wo zwischen 1964 und 2001 mehr als 15.000 österreichische Soldaten Dienst gemacht haben. Der reine Urlaub war es auch dort nicht, sonst hätten nicht 16 Österreicher ihr Leben auf der Insel gelassen. Insgesamt sind bisher 47 rot-weiß-rote Soldaten im Auslandseinsatz gestorben. Der Major aus Graz, dessen Bunker am Dienstag von den Israelis zerstört wurde, ist mutmaßlich der 48.
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Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass es keine "Sunshine-Missions" mehr gibt. Trotz der Gefahren finden sich noch immer genügend Freiwillige für diese Einsätze. Nur bei Spezialfunktionen, etwa Ärzten, gibt es immer wieder Knappheit.
Einen Zwang zum Auslandseinsatz gibt es nicht, auch nicht für Berufssoldaten. Verteidigungsminister Günther Platter und die Bundesheer-Reformkommission wollten das entsprechend der geplanten stärker internationalen Ausrichtung der Armee zwar ändern. Das Scheitern des Verfassungskonvents hat aber auch diese Verfassungsänderung zumindest vorerst hinfällig gemacht.
Bleiben die freiwilligen Meldungen. Hier kann das Heer vor allem mit Geld locken. Am Golan etwa bekommt ein junger Korporal 2840 Euro monatlich, brutto für netto und zwölf mal pro Jahr. Ein junger Offizier steigt als Leutnant mit 4300 Euro ein. Je nach Region und Krisenstatus gibt es Zuschläge.
Geld ist aber nicht das einzige Motiv, weiß der Heerespsychologe Christian Langer. Immer wieder würde von Soldaten auch das Interesse an anderen Kulturen, die Zusammenarbeit mit anderen Nationen oder Kameradschaft als Motive für den Gang ins Ausland genannt. Dazu komme - vor allem bei neuen Missionen - der Faktor Abenteuerlust. Auf das Risiko werden die Soldaten in der Einsatzvorbereitung hingewiesen.
Vorgesorgt ist auch für den Ernst- oder gar Todesfall: Die Männer und Frauen im Ausland wissen, dass sie und ihre Familien auch psychologisch betreut werden. Im Todesfall übernimmt das Bundesheer die Kosten für die Überführung der Leiche und das Begräbnis. Für die Hinterbliebenen gibt es zudem 109.000 Euro als "Auslobung".
Dass diese Zuschläge für eine neue Friedenstruppe im Südlibanon schlagend werden könnten, ist nach aktuellem Stand nicht sehr wahrscheinlich. Bundespräsident Heinz Fischer hat zwar gemeint, Österreich werde sich - wenn die Bedingungen stimmen - kaum entziehen können. Die ÖVP bremst aber. Kanzler Wolfgang Schüssel meinte, Österreich sei mit den bisherigen Einsätzen schon ziemlich ausgelastet.
Auch Platter plädierte für Zurückhaltung, seien doch Kampfhandlungen nicht auszuschließen. Die Fähigkeit zur Teilnahme an friedensschaffenden Maßnahmen sei laut Bundesheer-Reform aber erst in einigen Jahren vorgesehen. Und die Opposition hätte ebenfalls keine Freude mit der Entsendung einer größeren Truppe ins Krisengebiet.