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Spannende Wahl um Bürgermeisteramt in London. | London. (ap) "Boris" gegen den "Roten Ken": Ein Kampf zwischen Schwergewichtlern beschäftigt London - der Kampf um das Bürgermeisteramt der britischen Hauptstadt. Die Wahl am 1. Mai gilt als Stimmungsbarometer für die spätestens 2010 anstehenden Unterhauswahlen und wird daher in ganz Großbritannien mit Interesse verfolgt. Allerdings stehen in London weniger inhaltliche Fragen im Vordergrund, es ist vor allem ein Duell zweier Persönlichkeiten, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
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Ken Livingstone, der 62-jährige Amtsinhaber, ist ein überzeugter Sozialist, der Fidel Castro verehrt, US-Präsident Georg W. Bush als Bedrohung für die Welt erachtet und sich selbst als Mann des Volkes präsentiert. Sein konservativer Herausforderer Boris Johnson ist hingegen ein Partymensch und sieht sich gern als Celebrity. Der 43-Jährige besuchte Eton und Oxford und ist bekannt für seine peinlichen Ausrutscher und für seinen Humor.
Eigentlich war erwartet worden, dass Livingstone, der seit acht Jahren Bürgermeister ist, mühelos mit einer Wiederwahl rechnen kann. Seine Führungsqualitäten nach den Anschlägen auf den Londoner Nahverkehr 2005 und seine Umweltpolitik sprechen für ihn. Derzeit scheint es jedoch, als könnte Johnson ihn ernsthaft in Bedrängnis bringen. "Es ist gut möglich, dass Boris gewinnt. Aber wir haben noch viel zu tun, damit das passiert", sagt Malcolm Duff-Miller, der den Herausforderer unterstützt. "Er ist intelligent, er ist lustig und ehrlich", sagt er über Johnson. "Das ist einer der Gründe, wieso er immer in Schwierigkeiten gerät - er sagt, was er denkt."
Johnson nimmt in der Tat kein Blatt vor den Mund. So warf er beispielsweise den Menschen in Liverpool vor, in eine Opferrolle zu verfallen, als ein Bewohner der Stadt im Irak getötet wurde. Später entschuldigte er sich. Ein anderes Mal nannte er die Bewohner Papua-Neuguineas Kannibalen und Mörder, auch dafür entschuldigte er sich später.
Aber auch Livingstone machte schon häufiger mit peinlichen Ausrutschern Schlagzeilen. So bezeichnete er beispielsweise den US-Botschafter in Großbritannien als "Gauner", als dieser darum bat, von der Londoner City-Maut befreit zu werden. Als Livingstone einen jüdischen Reporter als KZ-Wächter beschimpfte, wurde er für einen Monat von seinen Ämtern suspendiert.
Angesichts des Duells zwischen Livingstone und Johnson gerät ein dritter Kandidat leicht in Vergessenheit: Brian Paddick, ein ehemaliger Polizist, der offen zu seiner Homosexualität steht. Umfragen sehen ihn weit hinter den beiden Hauptkonkurrenten.
Johnson fokussiert seinen Wahlkampf vor allem auf die äußeren Stadtbezirke, in denen viele wohlhabende Wähler leben. "Die Umfragen zeigen, dass ein Großteil der Minderheiten eher zu Livingstone tendiert. Das Stadtzentrum ist eher für Livingstone, die Außenbezirke werden wohl für Johnson stimmen", sagt Martin Bon vom Umfrageinstitut ICM.