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Superreiche zahlen immer weniger Steuern

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Politik

Amerikas Millionäre und Milliardäre haben in den vergangenen Jahrzehnten ihr eigenes privates Steuersystem aufbauen können. | Durch legale Tricks haben sie ihren Durchschnittssteuersatz radikal gesenkt.


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Boston. Die USA sind ein gespaltenes Land. Auf der einen Seite stehen die Armen und Normalbürger. Und auf der anderen die Superreichen, die scheinbar ständig begünstigt werden. Nicht nur bei einer möglichen Strafverfolgung, sondern auch im Hinblick auf ihre finanziellen Verpflichtungen gegenüber dem Staat, also den Steuern.

Immer weniger Steuern

Die "New York Times" berichtete jüngst über eine Untersuchung der sogenannten Einkommensverteidigungsbranche, also Juristen, welche die besonders wohlhabenden Familien vor dem Internal Revenue Service (IRS), der US-Steuerbehörde, beschützen wollen. Sie nutzen dabei Steueroasen außerhalb des Landes, wo sie steuerbefreite Stiftungen gründen. Diese Stiftungen kaufen dann Versicherungspolicen, deren Begünstigte keine Steuern zahlen müssen.

Diese und andere obskure Taktiken haben dazu geführt, dass die Superreichen immer weniger Steuern zahlen. Zahlten die 400 größten Steuerzahler vor 20 Jahren noch rund 27 Prozent ihres Einkommens an Bundessteuern, waren es vor drei Jahren nur noch 17 Prozent.

Die "New York Times" beruft sich bei diesen veröffentlichten Zahlen auf Daten des IRS. 2012 verdienten diese 400 Steuerzahler im Durchschnitt 336 Millionen Dollar, zahlten aber nur einen ebenso großen Teil ihres Einkommens wie Steuerzahler mit einem Jahresverdienst von 100.000 Dollar, heißt es laut der Untersuchung. "Die Ultrareichen zahlen Millionen für diese Dienstleistungen, sparen dann aber dutzende oder hunderte Millionen an Steuern", rechnet der Wirtschaftswissenschafter Jeff Winters von der Northeastern University vor.

Den politischen Einfluss verdanken die Superreichen einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, der eine Begrenzung von Wahlkampfspenden aufgehoben hat. Dies hat zur Folge, dass 400 Millionen Dollar zusätzlich in den aktuellen US-Präsidentschaftswahlkampf gespült wurden. Die Hälfte davon stammt von 400 wohlhabenden US-Familien, wie die Wahlkommission erklärt. Laut einer aktuellen Umfrage von Bloomberg stehen 80 Prozent der Amerikaner dem Urteil kritisch gegenüber und fordern eine Rücknahme.

Reiche sollen zahlen

Dieser Ärger über die Elite ist auch zum Wahlkampfthema geworden. Der demokratische Senator Bernie Sanders aus Vermont weist immer wieder auf die weit geöffnete Schere zwischen Reichen und Armen hin. Damit wird er zwar Hillary Clinton nicht den Rang ablaufen, aber er hat es immerhin geschafft, dass Clinton nun auch hohe Steuern für die Reichen durchsetzen will. "Niemand hält es für sinnvoll, dass durchschnittliche amerikanische Arbeiter mehr arbeiten müssen und dafür weniger Geld erhalten", sagte Sanders kürzlich. "Ihre Kinder können keine gute Ausbildung genießen, während all der neu erschaffene Wohlstand zu dem einen Prozent da oben geht."

Auf der anderen Seite wurde Donald Trump als Kandidat der Republikaner unterstützt, weil er deren Parteiführung für einen zu freundlichen Umgang mit den Superreichen kritisiert. Trump selbst stellt sich erfolgreich als hart arbeitender Mann dar, der sein Vermögen auch verdient habe - obwohl bereits sein Vater ein Immobilienmogul war.

Im vergangenen Monat zeigte Trump, dass er gleichzeitig mit seinem Reichtum prahlen und ihn einsetzen kann, um die führenden republikanischen Politiker zu kritisieren. "Ich habe ein unglaubliches Unternehmen aufgebaut, das mit Milliarden und Abermilliarden bewertet wird", sagte er als Reaktion auf einen Angriff von John Kasich in einer Debatte. Der Gouverneur von Ohio will ebenfalls für die Republikaner antreten. "Ich muss diesen Mann nicht anhören", so Trump weiter.