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Supervisoren nehmen Betriebe ins Visier

Von Petra Medek

Wirtschaft

Hilfe bei Übernahme, Umgründung, Führungswechsel. | Wien. Übernahme, Umgründung, Führungswechsel, Umstrukturierung - Bei all diesen Veränderungen greifen größere Unternehmen gern auf Berater zurück. Kleine und mittlere Betriebe versuchen eher, Probleme intern zu lösen, sagt Wolfgang Knopf, Vorsitzender der Österreichischen Vereinigung für Supervision und Präsident der Anse (Association of National Organisations für Supervision in Europe).


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Hier gibt es riesiges Potenzial für Supervisoren. Doch wie dieses gehoben werden soll, scheint noch unklar. "Wir suchen noch den richtigen Weg, die kleineren Unternehmen anzusprechen. Bis jetzt gestalteten sich Kontaktversuche schwierig", erzählt Knopf. Dabei hat ein Supervisor aus seiner Sicht gerade für die Kleineren viel zu bieten: Ein Problemfeld sei hier die Professionalisierung der Führungskräfte. "Viele haben keine Managementausbildung, rücken aber plötzlich in diese Positionen auf". Hier helfen Supervisoren bei der Reflexion des Führungsstils.

Auch wenn Familienunternehmen wachsen, sich ihre Gesellschaftsform ändert oder Geschäftsführer von außen zu jenen aus der Unternehmensfamilie dazu kommen, kann es Beratungsbedarf geben, weiß Knopf. Ein ebenso heikler Punkt sei die Übergabe des Betriebes an die nächste Generation. Und schließlich bringe Supervision auch in KMU mehr Mitarbeiterzufriedenheit und Effizienzsteigerungen, wirbt Knopf für seine Zunft.

Beraterinflation

Doch warum sollte ein Unternehmer gerade einen Supervisor engagieren? In einschlägigen Verzeichnissen wimmelt es nur so von Coaches, Beratern aller Art, Mediatoren oder Trainern.

Welche Beratungsform gerade angebracht sei, klärt ein Supervisor im Betrieb zunächst einmal ab. Nach dieser Situationsanalyse kann es schon passieren, dass sich der Supervisor zurückzieht, weil jemand mit anderer Profession für die Lösung eines Problems besser geeignet erscheint.

Und genau das ist ein Qualitätskriterium, das für die Supervision spricht, betont Knopf. Außerdem verpflichten sich ÖVS-Supervisoren, zur Einhaltung ethischer Richtlinien - was in der Beraterbranche eher nicht die Regel ist. Schließlich ist die Bezeichnung Coach nicht geschützt.

Auch international herrscht Begriffsverwirrung, so Knopf. Auf europäischer Ebene versucht seine Organisation, Supervision auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Eine Sommeruniversität, die 2007 in Tallinn abgehalten wird, soll zur Professionalisierung beitragen.

Stichwort Supervision

Laut Österreichischer Vereinigung für Supervision (ÖVS) ist Supervision eine spezifische Beratungsform, die in beruflichen Angelegenheiten begleitend und unterstützend genutzt wird. Unter Anleitung eines Supervisors werden Fragen und Themen, die sich aus den Berufsanforderungen ergeben, reflektiert, geklärt und alternative Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. Coaching ist im Verständnis der ÖVS ein eigenständiges Feld berufsbezogener Beratung und eine spezielle Form von Supervision.

Die ÖVS hat rund 1100 Mitglieder. Diese müssen neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung eine mindestens fünfsemestrige Supervisions-Ausbildung absolviert haben.