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Süße Visitenkarten und singende Zahnputzbecher

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Gebrauchsartikel wie Handtücher und Schirme sind als Werbeträger beliebt. | Hauptsaison bleibt die Weihnachtszeit. | Wien. Die Auswahl an Werbegeschenken ist groß: Vom Golfset fürs Büro über einen singenden und leuchtenden Zahnputzbecher in Form eines Backenzahnes bis zum traditionellen Kugelschreiber. Skurrile oder besonders originelle Werbeartikel waren in der Krise jedoch wenig nachgefragt.


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Dagegen versehen Unternehmen gerne Gebrauchsgegenstände mit ihrem Logo - vor allem Handtücher, Schirme und Kaffeehäferl. Letztere sind übrigens laut einer US-Studie der von Verbrauchern am häufigsten benutzte Werbeartikel.

Der Wiener Werbeartikelspezialisten Multigate rät seinen Kunden, sich durch originelle Produkte von der Masse abzuheben. Auch ein Kuli mit einem originellen Spruch könne kreativ sein - und muss auch nicht teuer sein. "Je mehr sich der Kunde bei einem Werbeartikel traut, desto besser wirkt das Geschenk", sagt auch Bernhard Schreck, Generalsekretär des Verbandes österreichischer Werbemittelhändler (VÖW) und Geschäftsführer von Schrecks Goodies. Aufgrund der Budgetvorgaben der Firmen stoße man aber schnell an die Grenzen des Machbaren.

Die Unternehmen verschenken lieber Bewährtes: "Die meistverkauften Werbeartikel bleiben der Kugelschreiber und das Feuerzeug", sagt Alexandra Muhm, Kundenbetreuerin bei Multigate. Streuartikel für eine breite Zielgruppe wie Kugelschreiber, Notizblöcke, Häferl und USB-Sticks gehören mittlerweile zur Standardausstattung vieler Unternehmen.

Nach Produktkategorien dominieren Textilien und Bekleidung den österreichischen Werbeartikel-Markt, danach folgen Schreibwaren, wie das Institut für Handelsforschung in Köln im Rahmen einer Online-Befragung unter Werbemittelhändlern herausgefunden hat.

Fertigung in Fernost

Firmen sollten aber nicht am falschen Platz sparen, warnt Schreck: "Ein Kugelschreiber mit Logo, der gut schreibt, wird gerne benutzt und die Marke brennt sich ins Gehirn ein." Muhm beobachtet, dass Unternehmen bei Werbegeschenken durchaus auf Qualität achten und ihr Logo eher dezent einsetzen. Der von den europäischen Werbemittelhändlern erwartete Trend zu umweltfreundlichen Artikeln bleibe bisher aber großteils aus.

Hergestellt werden die Werbeartikel fast ausschließlich in Fernost. Nur wenn es schnell gehen soll und der Artikel in geringen Stückzahlen gebraucht wird, wird im teureren Europa produziert.

Auf Messen und bei Promotions, bei denen eine breite Zielgruppe angesprochen werden soll, verteilen Firmen oft Lebensmittel wie Zuckerl oder Gummibärchen. Der steirische Schokoladehersteller Zotter bietet zum Beispiel Firmeneditionen an, bei denen die Verpackung der Schokoladetafel mit dem Firmenlogo oder als süße Visitenkarte gestaltet werden kann. Die erste Zotter-Schokolade Anfang der 90er Jahre wurde für ein Unternehmen hergestellt, erzählt Ulrike Zotter: "Als wir noch unsere Konditorei hatten, weigerte sich mein Mann nämlich, Punschkrapferl mit Firmenlogos in Zuckerglasur zu fertigen und hat stattdessen eine Schokolade kreiert." Die Firmen-Editionen haben sich mittlerweile zu einem wichtigen Standbein für den Betrieb entwickelt.

Spenden statt Präsente

Im Zuge der Wirtschaftskrise haben die heimischen Unternehmen auch bei Geschenken für Kunden und Handelspartnern gespart. Der Umsatz der heimischen Werbeartikel-Branche von jährlich rund 500 Millionen Euro brach laut dem VÖW um zehn bis zwanzig Prozent ein - die Einbußen waren aber weniger schlimm als befürchtet.

Für heuer sind die Werbemittelhändler optimistisch: Mehr als die Hälfte der von der EPPA (European Promotional Products Association) befragten Unternehmen erwarten in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung.

Die meisten Werbeartikel werden nach wie vor zu Weihnachten verschenkt, doch der Umsatz der Werbegeschenke-Branche verteilt sich immer mehr über das ganze Jahr - denn viele Firmen spenden, statt Geld für Geschenke auszugeben.

"Viele Handelspartner nehmen gar keine Geschenke an", sagt Susanne Weichselbaum, Pressesprecherin Beiersdorf CEE. Daher werden nur Kleinigkeiten wie eine Nivea-Dose mit Pralinen statt Creme als Inhalt verschenkt. Außerdem spendet der Kosmetikkonzern für wohltätige Zwecke.

Bei der Auswahl der Werbegeschenke sollten Unternehmen darauf achten, dass der Artikel in den Farben des Corporate Design passend zum Image gewählt wird - und das Geschenk vor allem auch zur Zielgruppe passt.

Bei Beiersdorf haben die Give-Aways zum Beispiel einen engen Bezug zum jeweiligen Produkt: Zur Sonnencreme gibt es etwa Nivea-Wasserbälle, Frisbeescheiben, Badetaschen sowie eine Hängematte, zur Feuchtigkeitscreme Wassergläser und Regenschirme. Diese Werbeartikel werden bei Gewinnspielen verlost oder als Promotion zu den Produkten dazugegeben. Handelspartner und Medienvertreter werden mit einem USB-Stick in Form eines Labellos beschenkt.

Die Verbraucher empfinden Werbegeschenke nicht als störend, wie eine Studie des US-amerikanischen Werbeartikel-Branchenverbandes PPAI unter 1000 amerikanischen Verbrauchern zeigt. Bei 83 Prozent der Befragten genießen Werbegeschenke eine hohe Akzeptanz und Sympathie; 69 Prozent gaben sogar an, die Artikel zu behalten.