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Süßer Start ins jüdische Neujahr

Von Alexia Weiss

Politik
Das Schofar wird zu Beginn des neuen Jahres geblasen.
© corbis

Bis 14. September begeht die jüdische Gemeinde die Hohen Feiertage.


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Wien. Apfel und Honig, damit das neue Jahr süß wird: Mittwoch Abend begann Rosch HaSchana, das jüdische Neujahrsfest. Rosch bedeutet auf Hebräisch Kopf und Schana Jahr. Dieses Fest markiert den Beginn der sogenannten Hohen Feiertage im Judentum. Am Ende steht Samstag in einer Woche (14. September) Jom Kippur, der Versöhnungstag, an dem gefastet wird.

Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg spricht in seinen diesjährigen Worten an die Gemeindemitglieder von den "zehn Tagen der Umkehr". In der Tat ist es so, dass man sich in dieser Zeit Gedanken darüber macht, was im zu Ende gegangenen Jahr zwischenmenschlich nicht gut lief und was man vielleicht im neuen Jahr besser machen könnte.

"Fehler reparieren" und Reue zeigen

Man könne zwar seine Taten nicht zurücknehmen, so der Oberrabbiner. Aber: "Der Ewige verspricht uns, dass Er nicht nur unsere Taten beurteilt - diese können wir ja nicht ungeschehen machen -, sondern dass Er auch unsere Reue mitberücksichtigt und dass wir in diesen Tagen (aber auch schon früher) noch einmal einige Fehler reparieren können." Der Begriff "Er" steht in diesen Zeilen für Gott: Dieses Wort wird im Judentum nicht zu Papier gebracht, man benutzt Umschreibungen wie eben "Er" oder HaSchem (Hebräisch: der Name) oder lässt schlicht das o ausfallen, schreibt also "G’tt".

Was der Oberrabbiner zu bedenken gibt: Verhalte man sich anderen gegenüber streng und unerbittlich, werde auch "der Ewige" mit einem streng sein. Könne man dagegen verzeihen und entschuldigen, werde auch Gott nachgiebig sein. "Es liegt in der menschlichen Natur, dass wir immer eine Entschuldigung für unsere eigenen Taten haben, bei anderen aber nicht." Doch eigentlich solle man umgekehrt denken und handeln. Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister formuliert es so: "Nur wer aktiv bereut, kann die Verfehlungen des vergangenen Jahres abstreifen."

Zu den Hohen Feiertagen sind alle Wiener Synagogen traditionell gut besucht. Weltweit sind Rosch HaSchana und Jom Kippur jene Feste, an denen auch viele nicht observante Juden zum Beten kommen. Das Mitgliederservice der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien verzeichnet daher auch jedes Jahr Anfragen ausländischer Gäste, die sich nach der Möglichkeit erkundigen, für die Gebete im Stadttempel einen Platz zu bekommen. Für Sitzplätze ist - wie in vielen anderen Synagogen auf der ganzen Welt - zu bezahlen: entweder nur für die Feiertage oder für das ganze Jahr. Diese Beiträge sind ein wesentlicher Teil zur Erhaltung der jeweiligen Synagoge.

Heute, Donnerstag, ist dort auch das Blasen des Schofars zu hören. Das Schofar ist ein meist aus einem Widderhorn gefertigtes Horn. Das Schofar-Blasen zu Beginn des neuen Jahres geht auf die Zeit Moses zurück, erklärt Rabbiner Schlomo Hofmeister. Nachdem Moses die zwei Steintafeln mit den zehn Geboten beim Anblick des Goldenen Kalbes, um das die Juden während seiner Abwesenheit tanzten, zerbrochen hatte, stieg er nochmals auf den Berg Sinai, um die Gebote erneut zu erhalten. Während Moses auf dem Berg war, bliesen die Menschen im Tal täglich ein Widderhorn, um sich selbst daran zu erinnern, die Gebote von nun an zu befolgen. Daraus entwickelte sich dann der Brauch, das Schofar zu blasen.