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Nachdem die CSU in Bayern die absolute Mehrheit verloren hat, orten nun viele eine ähnliche Situation in Südtirol. Hier wie dort sehen Unzufriedene übermächtige Strukturen und Tendenzen zur Bevorzugung der eigenen Klientel.
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Doch die Konsequenzen eines Verlusts wären in Südtirol andere und wohl weiter reichende. In Bayern wurde die CSU-Schlappe von vielen vor allem als Demokratiegewinn gesehen. In Rom hingegen würde die Stimme Südtirols ohne SVP-Absolute voraussichtlich an Gewicht verlieren.
Bisher war sie die alleinige starke Vertretung Südtirols im Allgemeinen und der österreichischen Minderheit im Speziellen. Sie hatte eine entsprechend starke Verhandlungsposition, wann immer es galt, die Interessen des Landes zu verteidigen.
Weiter erschwert würde die Situation dadurch, dass sich der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sicher gemerkt hat, dass die SVP bei den letzten Parlamentswahlen im Verbund mit der Linken angetreten ist.
Dabei könnte die SVP von der Papierform her recht gut mit Berlusconi und seiner Forza Italia beziehungsweise Popolo della Libertà, mit denen sie auch im Verband der Europäischen Volksparteien ist. Problematisch war jedoch stets Berlusconis Allianz mit und Nähe zu extremen Gruppierungen, die für den Sonderstatus Südtirols wenig übrig haben, von dem von vielen angestrebten Recht auf Selbstbestimmung ganz zu schweigen.
Dabei ist dieses nicht nur ein Wunsch der österreichischen Minderheit. Laut Umfrage halten es 41 Prozent innerhalb der italienischen Volksgruppe für gerechtfertigt, in einer regionalen Abstimmung über den Verbleib Südtirols bei Italien zu entscheiden.
Hier liegt auch eines der Probleme der SVP. Mittlerweile hat Südtirol dermaßen viel in Sachen Autonomie und Förderungen erreicht, dass die SVP mit dem Status quo ökonomisch gesehen sehr zufrieden sein kann und daher auch nicht auf Teufel komm raus auf Selbstbestimmung pochen muss. Diese Lethargie führt dazu, dass sich Wähler, die es dabei eilig haben, von Freiheitlichen, Union oder Südtiroler Freiheit besser vertreten fühlen.
Der Verlust der Absoluten könnte künftig eine ethnische Radikalisierung bringen, wenn die SVP mit einer italienischen Partei koaliert. Dann sind wilde Händel um Zugeständnisse für Interessen der Volksgruppen vorprogrammiert. Werden die Italiener jedoch ausgegrenzt, werden sie sich erst recht benachteiligt sehen.