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Kontrahenten Romney und Gingrich liefern sich gnadenloses Duell.
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Washington/Wien. Ein Schweizer Bankkonto zu besitzen, ist grundsätzlich nichts Ehrenrühriges, ebenso wenig, wie eine Holding auf den Kaimanninseln zu haben. Vor allem, wenn man beides - so wie der Bewerber um die republikanische US-Präsidentschaftskandidatur Mitt Romney - brav bei seinem Finanzamt angegeben hat. Doch für den Wähler ist es, als träfe man sich mit ihm zu einem Tête-à-Tête und hat dabei Mundgeruch: Der ist zwar inhaltlich irrelevant, aber dennoch unangenehm und abstoßend.
Das wusste auch Romney, der trotz massiven Drucks seiner Konkurrenten wochenlang gezögert hatte, seine Finanzen offenzulegen. Zuletzt wollte der Mann, dessen Vermögen auf bis zu 250 Millionen Dollar geschätzt wird, die Amerikaner damit bis April vertrösten. Doch das kam beim Wahlvolk nicht gut an. Romney, der ohnedies das Image als Vertreter der Wall Street und Reichen nicht abschütteln kann, stand da, als hätte er etwas zu verbergen. Eine vernichtende Niederlage gegenüber seinem härtesten Konkurrenten Newt Gingrich bei der Vorwahl in South Carolina war die Quittung, woraufhin ihm nichts anderes mehr übrigblieb, als die Flucht nach vorne anzutreten. Er veröffentlichte am Dienstag seine Finanzen, die seine Verbindungen zu den Eidgenossen und das karibische Steuerparadies offenbarten.
Viel Geld, wenig Steuern
Es zeigte sich zudem, dass Romney 2011, wie bereits vermutet, tatsächlich lediglich etwas mehr als 15 Prozent Steuern gezahlt hat, im Jahr davor waren es sogar nur 13,9 Prozent gewesen. Dass er somit unter den 35 Prozent Einkommenssteuer von Amerikas Otto-Normalverbraucher liegt, erklärt sich dadurch, dass Romneys Einkommen zum Großteil aus Investitionen stammt und Kapitaleinkünfte in den USA lediglich mit 15 Prozent besteuert werden.
Immerhin zeigte sich auch die karitative Seite des ehemaligen Gouverneurs von Massachusetts: Er spendete die letzten zwei Jahre sieben Millionen Dollar. Allerdings gingen davon drei Millionen an die mormonische Kirche, die von vielen konservativ-christlichen Republikanern als Sekte gesehen wird. Wohltätigkeit hin oder her, Romney wird wohl nie als "Mann des Volkes" gelten. Während der Fernsehsender CNN meldet, dass Romney einer der reichsten Amerikaner sei, die sich je um das Präsidentenamt beworben haben, helfen Spitznamen wie "Swiss Mitt" nicht unbedingt, den Eindruck zu festigen, sein Reichtum sei redlich verdient. Wobei in Zeiten der Wirtschaftskrise reiche Investoren schon grundsätzlich bei der Durchschnittsbevölkerung nicht mit hohen Sympathiewerten rechnen dürfen.
"Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich erfolgreich bin", sagte Romney noch vor kurzem. Das Image des Reichen wollte er aber dann doch nicht für sich allein haben. Der inzwischen verstaatlichte Hypothekar-Bankrotteur Freddie Mac habe Gingrich 1,6 Millionen Dollar gezahlt, während Freddie Mac die Menschen in Florida Millionen um Millionen Dollar gekostet habe, prangerte Romney in einer TV-Debatte eine Woche vor der Vorwahl im Sunshine State nächsten Dienstag an. Gingrich hielt seinem Rivalen im Gegenzug vor, mit seinen Angriffen "die schlimmste Art von trivialer Politik" zu betreiben. Der Ex-Gouverneur sei jemand, der lediglich den Verfall Washingtons verwalten könne. Bleibt abzuwarten, wem die Wähler recht geben.